Sicherheit, Gesundheit und Präventionskultur in Logistik-Lieferketten

Die Zielsetzung des vorliegenden Berichts ist, eine literaturbasierte Grundlage für ein zu entwickelndes Forschungskonzept zur Wirkungsforschung bezüglich des Arbeitsschutzes in Logistiklieferketten in Deutschland und den europäischen Anrainerstaaten zu schaffen. Besonders berücksichtigt sind als Auftraggeber-Branchen der Logistik Einzelhandel und Automobilindustrie. Die beiden zentralen Fragestellungen beziehen sich a) auf die Determinanten von Sicherheit, Gesundheit und Präventionskultur (Occupational Safety and Health, kurz: OSH) und b) die Strategien und Maßnahmen zur Steuerung und Förderung von OSH in (Logistik-) Lieferketten. Die generelle Vorgehensweise und Methodik sind jeweils identisch und orientierten sich am Vorgehen eines Rapid Reviews. Ausgehend von einer Pre-Review-Analyse konnten im ersten Schritt der Gesamtanalyse 3.172 Treffer identifiziert werden. Final werden 76 Studien und 11 Branchenportraits in die allgemeinen Analysen einbezogen. 23 Studien beziehen sich explizit auf regionale Lieferketten in Europa. Sie wurden einer weitergehenden fokussierten Analyse unterzogen.

Die Ergebnisse zeigen, dass die überwiegende Anzahl der 47 Studien qualitative Methoden in Kombination mit Dokumentenanalysen nutzen, um die in diesem Bereich zu findenden komplexen Einflussstrukturen zu untersuchen. Inhaltlich lassen sich diese Strukturen in lieferketteninterne und -externe Einflussfaktoren trennen. Bezüglich der internen Faktoren werden die Struktur und die Machtverhältnisse in der Lieferkette, einschließlich der realisierten Geschäftsmodelle (u. a. transaktional vs. interaktional), die Einflussmöglichkeiten der Beschäftigten aufgrund ihrer Positionsmacht und ihrem gewerkschaftlichen Organisationsgrad als bedeutsame Einflussfaktoren thematisiert. Als zentrale externe Kontextfaktoren stehen neben der Digitalisierung und Technik, die als bedeutendste Treiber von Outsourcing angesehen werden, Charakteristika des Marktes (u. a. Art des Absatzmarktes, Relevanz der Reputation des Kunden, Nachfrageschwankungen) sowie die Gesetzgebung und formalrechtliche Rahmenbedingungen (Deregulierung des Marktes, Liberalisierung des Arbeitsmarktes) im Fokus der Studien. Thematisiert werden durchgängig negative Folgen für die Beschäftigen vor allem auf den unteren Tiers etwa in Form von prekären Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen; OSH-Aspekte bekommen weniger Aufmerksamkeit. 45 Studien konnten als relevant für die Steuerung und Förderung von OSH in Logistiklieferketten identifiziert werden. Neben der Skizzierung einer Fülle von Maßnahmen wird auf besondere Herausforderungen, wie die Vielfalt in und von Lieferketten, sowie auf Anforderungen (u. a. Kooperation, Kombination) an ein erfolgreiches OSH-Management eingegangen. Die ausführliche Darstellung zweier Fallstudien liefert Best Practice Beispiele zum einen für erfolgreiche (OSH-) Steuerungsansätze in Lieferketten und zum anderen für gelungene Forschungsarbeiten.

Das Gesamtfazit beinhaltet neben einer tabellarischen Zusammenfassung der Beant-wortung der beiden Fragestellungen eine Einordnung der Datenbasis, der qualitativen Methodiken sowie eine Skizzierung der spezifischen Herausforderungen der Logistik-Branche. Die abschließenden, sehr differenzierten Empfehlungen beziehen sich auf die Schärfung und Eingrenzung der Inhalte, der Methodik und des Untersuchungsfeldes für das mögliche Forschungskonzept sowie auf die aus den Studien abgeleiteten und allgemeinen Erfolgsstrategien bezüglich des Feldzugangs.

Bibliografische Angaben

Titel:  Sicherheit, Gesundheit und Präventionskultur in Logistik-Lieferketten. Ein Rapid Review zu Auswirkungen von Flexibilisierung, Online-Handel und Digitalisierung sowie Gestaltungsparametern

Verfasst von:  J. Gurt, G. Elke

1. Auflage.  Dortmund:  Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2022.  Seiten: 119, Projektnummer: F 2539, PDF-Datei, DOI: 10.21934/baua:bericht20220503

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Anhang zum Bericht

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