Einführung

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Vorgehen bei der Gefährdungsbeurteilung bei körperlicher Belastung

Zur Ermittlung und Beurteilung der körperlichen Belastung ist ein breites Spektrum unterschiedlichster Methoden verfügbar. Diese umfassen Checklisten und Screeningmethoden, messtechnische Analyse- und Bewertungsverfahren sowie Verfahren zur Simulation von körperinternen Kräften mithilfe von Menschmodellen. Erläuterungen und Übersichten zu den Verfahren finden sich z. B. im Forschungsbericht des gemeinsamen BAuA/DGUV-Projektes MEGAPHYS (BAuA, 2019 a), in der DGUV Information 208-033. Das Projekt MEGAPHYS hatte zum Ziel, die bereits existierenden Methoden weiterzuentwickeln, durch neue Instrumente der Gefährdungsbeurteilung bei körperlicher Belastung zu ergänzen und aufeinander abzustimmen. Unterschiedliche Anforderungen der Praxis an die Genauigkeit der Belastungsermittlung und an den Aufwand bei der Datenerhebung sollten berücksichtigt werden. Im Ergebnis stehen neu- und weiterentwickelte Methoden für vier Ebenen zur Verfügung, die vom Speziellen Screening (Leitmerkmalmethoden) über das Expertenscreening und die messtechnischen Analysen bis zur Belastungsschätzung mit biomechanischen Modellen reichen. Ein wesentliches Ergebnis des Projektes MEGAPHYS ist auch der Konsens auf ein einheitliches Risikokonzept (Tab. 8.2) und die Neukategorisierung körperlicher Anforderungen. Unterschieden werden die sechs oben beschriebenen Belastungsarten (Tab. 8.1).

Auf der Ebene des Speziellen Screenings wurden für jede dieser sechs Belastungsarten Leitmerkmalmethoden (LMM) entwickelt bzw. bestehende angepasst. Praxistauglichkeit, Objektivität, Reliabilität sowie Konvergenz- und Kriteriumsvalidität wurden getestet.

Folgende Leitmerkmalmethoden werden vonseiten der BAuA als Papier-Bleistift-Version (LMM) und als "Erweiterte Leitmerkmalmethoden" (LMM-E), jeweils mit integrierten Rechenhilfen, als Screeningmethoden zur Beurteilung und Gestaltung von Belastungen zur Verfügung gestellt und zur Anwendung und Testung in der Praxis empfohlen (www.baua.de/Leitmerkmalmethoden):

  • Leitmerkmalmethode "Manuelles Heben, Halten und Tragen von Lasten" (LMM-HHT),
  • Leitmerkmalmethode "Manuelles Ziehen und Schieben von Lasten" (LMM-ZS),
  • Leitmerkmalmethode "Manuelle Arbeitsprozesse" (LMM-MA),
  • Leitmerkmalmethode "Ausübung von Ganzkörperkräften" (LMM-GK),
  • Leitmerkmalmethode "Körperzwangshaltungen" (LMM-KH),
  • Leitmerkmalmethode "Körperfortbewegung" (LMM-KB).

Außerdem existieren Algorithmen, mit deren Hilfe die Bewertungen mehrerer Teiltätigkeiten gleicher Belastungsart an einem Arbeitstag aggregiert werden können. Diese Algorithmen sind publiziert (BAuA, 2020) und im Formblatt LMM-Multi-E integriert.

Ergänzt werden diese Methoden durch das BAuA-Einstiegsscreening mit Basis-Check. Mithilfe eines vorausgehenden Basis-Checks werden hier die während eines Arbeitstages auszuführenden Tätigkeiten grob orientierend beurteilt, um festzustellen, ob körperliche Belastung in verschiedenen Belastungsarten überhaupt vorliegt bzw. erforderlich ist. Im Einstiegsscreening wird anhand von Kriterien grob geprüft, ob eine erhöhte körperliche Belastung und damit ein Gesundheitsrisiko wahrscheinlich ist. Ergebnis des Einstiegsscreenings kann sein, dass detailliertere Beurteilungen der Tätigkeiten empfohlen werden. Dies ist beispielsweise mit den belastungsartspezifischen Leitmerkmalmethoden möglich. Zur orientierenden Gefährdungsbeurteilung bei Belastung des Muskel-Skelett-Systems wird parallel zum Einstiegsscreening der BAuA vonseiten der DGUV eine Checkliste (DGUV Information 208-033) angeboten. Das Einstiegsscreening der BAuA sowie die DGUV-Checkliste sind hinsichtlich der Beurteilungskriterien harmonisiert und wurden im Rahmen des GDA-Arbeitsprogramms "Muskel-Skelett-Belastungen" der 3. GDA-Periode pilotiert und zur Anwendung empfohlen.

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