Lange Arbeits- und arbeitsgebundene Zeiten

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Vorschriften, Regelwerke, Literatur

Rechtliche Rahmenbedingungen geben wesentliche Grenzen von Arbeitszeitgestaltung vor. Bindende europäische Mindestvorschriften sind in der EU-Arbeits¬zeitrichtlinie (2003/88/EG) vorgegeben und auf nationaler Ebene im Arbeitszeitgesetz (ArbZG) für Deutschland präzisiert. Der Beschäftigungsschutz und die Wirtschaftlichkeit von Unternehmen bilden dabei den Rahmen von Arbeitszeitregelungen. Um Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmer zu schützen, schreibt die EU-Arbeitszeitrichtlinie eine Begrenzung der wöchentlichen Arbeitszeit auf durchschnittlich 48 Stunden vor, alle Überstunden eingeschlossen. In Bezug auf atypische Arbeitszeiten ist außerdem relevant, dass eine tägliche Ruhezeit von 11 zusammenhängenden Stunden pro 24-Stunden-Zeitraum gewährleistet sein soll und pro Woche, neben der täglichen Ruhezeit von 11 Stunden, mindestens ein arbeitsfreier Tag vorgesehen ist.

Im ArbZG werden die höchstzulässigen Arbeitszeiten, die Ruhepausen während der Arbeit, die Ruhezeiten zwischen Ende und Beginn der Arbeit, die Bedingungen für die Nacht- und Schichtarbeit, abweichende Gestaltungsmöglichkeiten für Tarifvertragsparteien sowie Betriebspartner sowie die Ausgestaltung des Sonn- und Feiertagsschutzes geregelt. Es enthält somit die öffentlich-rechtlichen Grundlagen für die Arbeitszeitgestaltung der Arbeitnehmer. Das ArbZG gilt u. a. nicht für Chefärztinnen und Chefärzte und leitende Angestellte sowie für Personen unter 18 Jahre (Kinder und Jugendliche). Für Kinder und Jugendliche findet das Jugendarbeitsschutzgesetz Anwendung. Sonderregelungen enthält das Mutterschutzgesetz für die Beschäftigung von werdenden und stillenden Müttern.

Arbeitszeitgesetz (ArbZG) § 2 Begriffsbestimmungen

(1) Arbeitszeit im Sinne dieses Gesetzes ist die Zeit vom Beginn bis zum Ende der Arbeit ohne die Ruhepausen; Arbeitszeiten bei mehreren Arbeitgebern sind zusammenzurechnen. Im Bergbau unter Tage zählen die Ruhepausen zur Arbeitszeit.

(2) Arbeitnehmer im Sinne dieses Gesetzes sind Arbeiter und Angestellte sowie die zu ihrer Berufsbildung Beschäftigten.

Arbeitszeitgesetz (ArbZG) § 3 Arbeitszeit der Arbeitnehmer

Die durchschnittliche werktägliche Arbeitszeit (einschließlich Arbeitsbereitschaft und Bereitschaftsdienst) ist auf 8 Stunden begrenzt. Sie kann auf bis zu 10 Stunden verlängert werden, wenn innerhalb von sechs Kalendermonaten oder innerhalb von 24 Wochen der Durchschnitt von 8 Stunden werktäglich nicht überschritten wird. Bei Nachtarbeit muss der Ausgleich auf durchschnittlich 8 Stunden Höchstarbeitszeit innerhalb eines Monats oder 4 Wochen stattfinden. Hierbei muss beachtet werden, dass auch die Samstage als Werktage zählen (§ 3 ArbZG).

Durch das ArbZG werden die Tarifvertragsparteien ermächtigt, in bestimmtem Umfang abweichende Regelungen zu treffen. Wenn die Tarifpartner diese Möglichkeit im Rahmen der gesetzlichen Ermächtigung nutzen (Tariföffnungsklauseln der §§ 7, 12 ArbZG), gehen die abgeschlossenen Tarifnormen den gesetzlichen Bestimmungen vor. Außer in den gesetzlich geregelten Ausnahmemöglichkeiten dürfen diese jedoch Mindeststandards des ArbZG nicht unterschreiten.

www.gesetze-im-internet.de; https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:52010DC0802&qid=1594370454241&from=DE

DGUV Vorschriften und Regelwerk

www.dguv.de/de/praevention/vorschriften_regeln

  • LASI-Veröffentlichungen: LV 30 – "Arbeitszeitgestaltung in Krankenhäusern"
    Die vorliegende Fassung der LASI-Veröffentlichung ist als Hilfestellung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der staatlichen Arbeitsschutzbehörden und als Informationsquelle für diejenigen gedacht, die sich in Einrichtungen des Gesundheitswesens mit der Problematik der Arbeitszeitgestaltung auseinandersetzen.
    https://lasi-info.com/uploads/media/lv30_01.pdf

Überblick der wissenschaftlichen Belege liefern die folgenden Publikationen:

[1]        AMLINGER-CHATTERJEE, M. (2016). Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt – Atypische Arbeitszeiten. Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. doi: 10.21934/baua:bericht20160713/3a

[2]        BACKHAUS, N.; BRAUNER, C. & TISCH, A. (2019). Auswirkungen verkürzter Ruhezeiten auf Gesundheit und Work-Life-Balance bei Vollzeitbeschäftigten: Ergebnisse der BAuA-Arbeitszeitbefragung 2017. Zeitschrift für Arbeitswissenschaften, 73, 394-417. doi: 10.1007/s41449-019-00169-8

[3]        BACKHAUS, N.; TISCH, A. & WÖHRMANN, A. M. (2018). BAuA-Arbeitszeitbefragung: Vergleich 2015‒2017. Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. doi: 10.21934/baua:bericht20180718

[4]        BANNAI, A. & TAMAKOSHI, A. (2014). The association between long working hours and health: A systematic review of epidemiological evidence. Scandinavian Journal of Work, Environment and Health, 40, 5–18. doi: 10.5271/sjweh.3388

[5]        BAuA. (2016). Arbeitszeitreport Deutschland 2016. Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. doi: 10.21934/baua:bericht20160729

[6]        BEERMANN, B.; AMLINGER-CHATTERJEE, M.; BRENSCHEIDT, F.; GERSTENBERG, S.; NIEHAUS, M. & WÖHRMANN, A.M. (2018). Orts- und zeitflexibles Arbeiten: Gesundheitliche Chancen und Risiken. 2. Aufl. Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. doi: 10.21934/baua:bericht20170905

[7]        FISCHER, D.; LOMBARDI, D. A.; FOLKARD, S.; WILLETTS, J. & CHRISTIANI, D. (2017). Updating the "Risk Index": A systematic review and meta-analysis of occupational injuries and work schedule characteristics. Chronobiology International, 34, 1323–1438. doi: 10.1080/07420528.2017.1367305

[8]        GRZECH-SUKALO, H. & HÄNECKE, K. (2016). Handbuch zur Gefährdungsbeurteilung "Arbeitszeit". Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin https://www.baua.de/DE/Themen/Arbeitsgestaltung-im-Betrieb/Arbeitszeit/pdf/handbuch-gfb.pdf?__blob=publicationFile. Zugegriffen am 04.05.2020

[9]        K ROPPONEN, A. & HÄRMÄ, M. (2017) Objective working hour characteristics and work-life conflict among hospital employees in the Finnish public sector study. Chronobiology International, 34, 876–885. doi: 10.1080/07420528.2017.1329206

[10]     KIVIMÄKI, M.; JOKELA, M.; NYBERG, S. T. & Virtanen, M. (2015). Long working hours and risk of coronary heart disease and stroke: A systematic review and meta-analysis of published and un-published data for 603 838 individuals. The Lancet, 386, 1739–1746. doi: 10.1016/S0140-6736(15)60295-1

[11]     KÜNN‐NELEN, A. (2016). Does commuting affect health? Health Economics, 25(8), 984–1004. doi: 10.1002/hec.319

[12]     MÜLLER, G., TISCH, A. & WÖHRMANN, A. M. (2018). The impact of long working hours on the health of German employees. German Journal of Human Resource Management, 32, 217–235. doi: 10.1177/2397002218786020

[13]     NACHREINER, F.; WIRTZ, A.; DITTMAR, O., SCHOMANN, C. & BOCKELMANN, M. (2010). Study to support an Impact Assessment on further action at European level regarding Directive 2003/88/EC and the evolution of working time organisation – Annex 1 – Study on health and safety aspects of working time

[14]     NG, T. W. H.; & FELDMAN, D. C. (2008). Long work hours: A social identity perspective on meta-analysis data. Journal of Organizational Behavior, 29, 853‒880.

[15]     RODRIGUEZ-JARENO, M. C.; DEMOU, E., VARGAS-PRADA, S. & SERRA, C. (2014). European Working Time Directive and doctors’ health: A systematic review of the available epidemiological evidence. BMJ Open, 4(7), e004916. doi: 10.1136/bmjopen-2014-004916

[16]     RÜGER, H. & SCHULZE, A. (2016). Zusammenhang von beruflicher Pendelmobilität mit Stresserleben und Gesundheit. Bestehen Unterschiede nach so­zio­demografischen Gruppen? Prävention und Gesundheitsförderung, 11, 27–33. doi: 10.1007/s11553-015-0521-2

[17]     VIRTANEN, M, & KIVIMÄKI, M. (2018). Long working hours and risk of cardiovascular disease. Current Cardiology Reports, 20 (11), 123. doi: 10.1007/s11886-018-1049-9

[18]     WAGSTAFF, A. S. & LIE, J.-A. S. (2011). Shift and night work and long working hours − a systematic review of safety implications. Scandinavian Journal of Work and Environmental Health, 37, 173–185. doi: 10.5271/sjweh.3146

[19]     WIRTZ, A. (2010). Gesundheitliche und soziale Auswirkungen langer Arbeitszeiten. Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. ISBN: 978-3-88261-124-3

[20]     WÖHRMANN, A. M.; BACKHAUS, N.; TISCH, A. & MICHEL, A. (2020). BAuA-Arbeitszeitbefragung: Pendeln, Telearbeit, Dienstreisen, wechselnde und mobile Arbeitsorte. Dortmund: BAuA

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