Atypische Arbeitszeitlagen

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Art der Gefährdungen und deren Wirkungen

Die Lage der Arbeitszeit kann über verschiedene Mechanismen auf Sicherheit und Gesundheit wirken. Normalerweise sind die Funktionen des menschlichen Organismus an den Tag-Nacht-Wechsel gekoppelt (ADAN et al., 2012). Da der Mensch ein tagaktives Wesen ist, führt die Arbeit in der Nacht bzw. im Wechselschichtdienst dazu, dass Arbeits- und Ruhephasen nicht mit dem natürlichen Rhythmus übereinstimmen. Es kommt zu einer Desynchronisation der inneren Uhr – verschiedene biologische Prozesse im Körper laufen dann nicht mehr synchronisiert oder in abgeschwächter Form ab. Solche Eingriffe in die inneren Abläufe des menschlichen Körpers durch Schichtarbeit über Jahre hinweg können langfristig Auswirkungen auf die Gesundheit haben – wie z. B. Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. COSTA et al., 2003; KNUTSSON, 2003; MORENO et al., 2019). Darüber hinaus sind auch Beeinträchtigungen wie chronische Erschöpfung, Verdauungsprobleme, Reduktion der Leistungsfähigkeit und ein erhöhtes Unfallrisiko zu erwarten (BEERMANN et al.,2018). Dies ist u. a. auch darauf zurückzuführen, dass Nacht- und Schichtarbeit häufig mit verkürztem oder gestörtem Schlaf einhergeht.

Zu unterschiedlichen Zeiten und insbesondere am Tag ausreichend und erholsam zu schlafen, fällt vielen Menschen schwer. Eine nicht ausreichende Erholung zwischen Schichten kann sich akkumulieren und kurzfristig zu Erschöpfung führen oder sich auf die Stimmung und die Leistung auswirken (TUCKER & FOLKARD, 2012). Mit zunehmender Anzahl aufeinander folgender Nachtschichten steigt das Risiko für ein Schlafdefizit und Müdigkeit und damit für Fehlleistungen und Unfälle. Langfristige Erholungs- bzw. Schlafdefizite können Gesundheit und Sicherheit bei der Arbeit beeinträchtigen (z. B. BEERMANN et al., 2018). Insbesondere Dauernachtarbeit ist daher mit gesundheitlichen Risiken verbunden. Auch ein sehr früher Arbeitsbeginn, wie es bei versetzten Arbeitszeiten bzw. Frühschichten der Fall sein kann, kann sich beeinträchtigend auf Schlafdauer und Schlafqualität auswirken und damit mit vermehrter Müdigkeit bei der Arbeit einhergehen.

Spätschichten und Arbeit am Wochenende erhöhen vor allem das Risiko für familiäre und soziale Beeinträchtigungen, da die Arbeit sozial wertvolle Zeiten besetzt (ARLINGHAUS et al., 2019). Wenn Beschäftigte dann arbeiten, wenn andere frei haben, kann dies die Qualität und Quantität sozialer Beziehungen beeinträchtigen und auch andere Aspekte der Work-Life-Balance beeinträchtigen, was wiederum langfristig negative Effekte auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Beschäftigten haben kann und auch indirekt Familienmitglieder – z. B. die Schulleistung der Kinder – betreffen kann.

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