Unzureichende Gestaltung der Arbeitsstätte

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Art der Gefährdungen und ihre Wirkungen

In Arbeitsstätten treten viele verschiedene Arten von Gefährdungen mit unterschiedlichen Wirkungen auf. Tabelle 7.4-1 zeigt eine Übersicht zu den wichtigsten Gefährdungsfaktoren und ihren möglichen Ursachen in Arbeitsstätten. Die Wirkungen können dabei je nach Faktor sehr unterschiedlich sein.

Tab. 7.4-1 Gefährdungen und ihre Ursachen in Arbeitsstätten (nach ASR V3)
Gefährdungs­faktorUrsache
Mechanische Gefährdungen
(siehe auch Kapitel 1.1, 1.2, 1.5 und 1.6)
  • Sturz- und Stolperstellen (z. B. durch die Beschaffenheit des Fußbodens)
  • Absturzstellen (z. B. an höher gelegenen Arbeitsplätzen und Verkehrswegen)
  • Quetsch- und Scherstellen (z. B. an kraft­betriebenen Fenstern, Türen und Toren)
  • herabfallende Gegenstände (z. B. aufgrund der Anordnung von Lagerflächen)
  • gefährliche Oberflächen (z. B. Ecken, Kanten)
Elektrische Gefährdungen
(siehe auch Kapitel 2.1)
  • elektrischer Schlag oder Störlicht­bögen bei Annäherung an oder bei direkter Berührung von Spannung führenden Teilen elektrischer Anlagen (z. B. Freileitungen, Fahrdrähte, Sammel­schienen)
Gefahrstoff
(siehe auch Kapitel 3.1 und 7.3)
  • Innenraumluft­verunreinigungen durch schadstoffbelastete Baumaterialien, raumlufttechnische Anlagen oder Einrichtungs­gegenstände, z. B. Formaldehyd, Holzschutzmittel, Flammschutz­mittel, Weichmacher, organische Lösemittel (VOC), Passivrauchen am Arbeitsplatz
  • Verdrängung der Atemluft, z. B. in Bereichen mit sauerstoff­reduzierter Atmosphäre, beim Einsatz von Sauerstoff verdrängenden Gasen als Löschmittel
Biologische Arbeitsstoffe (Biostoffe)
(siehe auch Kapitel 4.1)

Biologische Gefährdungen im Sinne der ArbStättV durch Verunreinigungen und Ablagerungen können z. B. sein:

  • Schimmelpilzwachstum in Räumen,
  • Verkeimung in raumlufttechnischen Anlagen oder Klimaanlagen,
  • Hygieneaspekte in Arbeits- oder Sanitärräumen,
  • Legionellen-Vermehrung in Trinkwasseranlagen (Aerosolbildung).
Brand- und Explosions­gefährdungen
  • leicht entflammbare Materialien (z. B. Verpackungen, Dekorations­materialien, Vorhänge) in Verbindung mit einer wirksamen Zündquelle (z. B. offene Flammen, heiße Oberflächen, Funkenschlag)
  • Ansammlung brennbarer Rückstände (z. B. Fette, Stäube) in lüftungs­technischen Anlagen
  • sichtbare Ablagerungen von brennbarem Staub auf Böden und Arbeitsgeräten
Thermische Gefährdungen
(siehe auch Kapitel 5)
  • berührbare heiße oder kalte Ober­flächen (z. B. von heißen/kalten Rohrleitungen, Heiz­einrichtungen an Arbeits­plätzen oder direkt an Verkehrswegen und Durchgängen)
  • heiße oder kalte Medien (z. B. Heißdampf, heiße oder kalte Flüssigkeiten), die aus zur Arbeits­stätte gehörenden Anlagen austreten und in Arbeits­bereiche und Verkehrswege gelangen können
Spezielle physikalische Einwirkungen
(siehe auch Kapitel 6.1, 6.2, 6.3)
  • Lärm und Vibrationen an Arbeits­plätzen bei entsprechenden baulichen Gegebenheiten (z. B. Raum­abmessungen, Beschaffenheit von Wänden, Böden, Decken und weiteren Oberflächen, Raumakustik, Übertragung von Körperschall und Vibrationen durch den Baukörper)
  • natürliche optische Strahlung (Sonnen­strahlung) bei Arbeiten im Freien
Arbeits­umgebungs­bedingungen
(siehe auch Kapitel 3.2, 7.1, 7.2 und 7.4)
  • Hitze (hohe Temperaturen am Arbeitsplatz), z. B. aufgrund direkter Sonneneinstrahlung, hoher Außentemperaturen, technologisch bedingter Wärmequellen
  • Kälte, z. B. bei Arbeiten in Kühlräumen oder in tiefkalten Arbeitsbereichen, bei Arbeiten im Freien
  • Klima, z. B. bei häufigem Tätigkeits­wechsel oder starken Schwankungen der Raum­temperatur zwischen "warm" und "kalt", durch Zugluft
  • Luftqualität, z. B. bei hoher Belegung von Arbeitsräumen oder bei Geruchsbelastung
  • Beleuchtung, z. B. aufgrund geringer Beleuchtungsstärke, starker Reflektion, Blendung, Lichtfarbe, von Übergängen zwischen hellen und dunklen Bereichen, Schlagschatten, geringem Tageslichtanteil
  • Anordnung und Gestaltung der Arbeitsplätze sowie der Pausen-, Bereitschafts- und Sanitär­räume, z. B. deren Zugänglichkeit und Größe, Beeinflussung durch benachbarte Arbeits­plätze und Bereiche
zusätzliche Gefährdungen bei Gefahr- oder Notfällen
(siehe auch Kapitel 7.4)
  • Anordnung und Beschaffenheit der Feuerlösch­einrichtungen, der Melde- und Alarmierungs­einrichtungen, der Erste-Hilfe-Einrichtungen sowie der Sicherheits- und Gesundheitsschutz­kennzeichnung,
  • Art und Anzahl der Flucht­möglichkeiten, Länge, Breite und Verlauf der Fluchtwege; Beleuchtung und Kenn­zeichnung der Wege
Physische Belastung/
Arbeitsschwere
(siehe auch Kapitel 8)
  • Zwangs­haltungen (insbesondere durch Arbeiten im Hocken, im Knien, mit Rumpfbeugen, mit Verdrehen des Kopfs oder über Kopf)
  • Sitzen oder Stehen ohne die Möglichkeit des Haltungswechsels (z. B. bei Bildschirm­arbeit)
  • manuelle Transporte über Schwellen, Treppen oder Rampen
Psychische Faktoren
(siehe auch Kapitel 9.2 und 9.4)
  • Lärm, z. B. Maschinenlärm aus benachbarten Arbeitsbereichen, Signale aus benachbarten Bereichen, tonhaltige Geräusche der Lüftung
  • Klima, z. B. Zugluft, häufige Temperatur­schwankungen
  • Vibrationen, z. B. aus benachbarten Maschinenhallen
  • schlechte Wahrnehmbarkeit von Signalen oder Anzeigen, z. B. in Leitwarten, Leitstellen
  • Beleuchtung, z. B. Lichtfarbe, Flimmern
  • räumliche Gestaltung von Büro­arbeitsplätzen, z. B. in Großraum­büros, Callcentern
  • ungünstige Arbeits­organisation und Arbeitsablaufgestaltung
  • nicht den ergonomischen Grundsätzen entsprechende Software­gestaltung
  • Raum- oder Gebäude­nutzungs­konzepte, die den Arbeits­abläufen nicht angemessen sind
Sonstige Einwirkungen
  • Gewaltandrohung oder Gewalt­anwendung in Behörden, Kliniken, Kredit­instituten, Spielhallen, Verkaufsstellen, Tankstellen usw.
  • Tiere, z. B. beißen, treten, quetschen, schlagen, stechen
  • Pflanzen, z. B. stechen, schneiden, sensibilisieren
  • erhöhtes Infektionsrisiko, z. B. Grippe (Influenza), SARS-CoV-2 (Corona)

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