Führung und Zusammenarbeit
Über ihr Verhalten und die Gestaltung der Arbeitsbedingungen haben Führungskräfte einen wichtigen Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter. Führungskräfte stellen zentrale Ressourcen zur Verfügung, von denen die soziale Unterstützung eine besonders wichtige Rolle einnimmt, weil sie stressmildernd wirkt.
Arbeitssituation von Führungskräften
Führungskräfte haben einen bedeutenden Einfluss auf die Arbeitsgestaltung und Gesundheit von Beschäftigten. Mit der Führungsrolle gehen jedoch auch Herausforderungen in Bezug auf ihre eigene Arbeitssituation einher.
Was sagt die Forschung?
Auswertungen der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018 zeigen:
- Führungskräfte sind im Vergleich zu Beschäftigten ohne Vorgesetztenfunktion häufiger mit hohen Arbeitsanforderungen konfrontiert, z. B. mit gleichzeitiger Betreuung verschiedenartiger Aufgaben, starkem Termin- oder Leistungsdruck, Störungen und Unterbrechungen.
- Sie verfügen aber auch über höhere betriebliche Ressourcen wie z. B. Handlungsspielräume. Dies gilt umso mehr, je weiter oben sie in der Organisationshierarchie stehen. Ein Fehlen dieser Ressourcen wird von Führungskräften als belastender wahrgenommen als von Beschäftigten ohne Führungsverantwortung.
- Führungskräfte der unteren Ebene berichten im Vergleich zu solchen auf den mittleren und oberen Ebenen von einem schlechteren allgemeinen Gesundheitszustand.
Was bedeutet das für die Praxis?
Unternehmen sollten die spezifische Arbeits- und Gesundheitssituation ihrer Führungskräfte, insbesondere die der unteren Führungsebene, im Blick behalten und diese Zielgruppe nicht nur als Verantwortliche, sondern auch als Betroffene betrachten - beispielsweise im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung.
Gesundheitsrelevanz von Führung
Führung hat einen deutlichen Zusammenhang mit der Gesundheit der Mitarbeiter - direkt über den Führungsstil und indirekt darüber, dass Führungskräfte Arbeitsbedingungen mitgestalten.
Was sagt die Forschung?
Auswertungen der BIBB/BAuA-Befragungen von 2006 bis 2018 sowie der Arbeitszeitbefragung 2017 zeigen:
- Wichtige Ressourcen, die im Zusammenhang mit dem Führungsverhalten stehen (z. B. Informationsweitergabe), haben im betrachteten Zeitraum leicht abgenommen oder bewegen sich auf niedrigem Niveau (Lob und Anerkennung).
- 13% der Beschäftigten sind häufig oder manchmal mit destruktivem Führungsverhalten konfrontiert.
- Ein Mangel an führungsbezogenen Ressourcen wird von einem bedeutenden Anteil der Betroffenen als Belastung wahrgenommen.
- Mitarbeiterorientierte Führung hängt positiv mit der Mitarbeitergesundheit zusammen, während destruktive Führung ein Gesundheitsrisiko darstellt.
- Führungsverhalten hat Einfluss darauf, wie Beschäftigte die übrigen Arbeitsbedingungen wahrnehmen. Z. B. werden bei zuträglicher Führung Anforderungen geringer und die Verfügbarkeit von Ressourcen höher durch die Mitarbeitenden eingeschätzt.
Was bedeutet das für die Praxis?
Organisationen sollten klar kommunizieren, dass respekt- und rücksichtsloses Führungsverhalten nicht geduldet wird, und entsprechende Sanktionen durchsetzen. Organisationale Rahmenbedingungen haben starken Einfluss auf das Führungshandeln: So weisen das Gerechtigkeitsklima, der Umgang mit Fehlern oder das Leistungsklima einen deutlichen Zusammenhang mit Gesundheit auf bzw. beeinflussen die Beziehung von Führung und Gesundheit.
Soziale Unterstützung
Die soziale Unterstützung durch Kolleginnen, Kollegen und Vorgesetzte stellt eine zentrale Ressource bei der Arbeit dar. Dabei hat sowohl tatsächlich erhaltene als auch subjektiv wahrgenommene oder erwartete Unterstützung eine stressmildernde Wirkung. Sie kann emotional (z. B. Anteilnahme), instrumentell (z. B. materiell), informationell (z. B. Ratschläge) oder durch Anerkennung (z. B. Wertschätzung) erfolgen.
Was sagt die Forschung?
- Auswertungen der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018 zeigen, dass die soziale Unterstützung durch Kolleginnen und Kollegen mit 79% hoch ausgeprägt ist. Die Unterstützung durch Führungskräfte liegt mit 59% dahinter zurück. Häufiges Lob und Anerkennung erhalten rund 33% der Beschäftigten.
- Ergebnisse aus dem BAuA-Projekt zur Psychischen Gesundheit in der Arbeitsweit zeigen, dass geringe soziale Unterstützung mit einem erhöhten Risiko für Burnout, Depression und schlechte mentale Gesundheit sowie mit geringerer Arbeitszufriedenheit und erhöhter Fluktuation einhergeht.
Was bedeutet das für die Praxis?
Kollegiale Unterstützung sollte anerkannt und gefördert werden. Führungskräfte können durch eine regelmäßige Überprüfung des Teamklimas, durch das Ermöglichen von Mitarbeiterpartizipation und regelmäßige Teambesprechungen sowie durch wertschätzende Rückmeldungen ein gutes soziales Klima fördern. Unternehmen können durch die Festlegung klarer und verbindlicher Kommunikationsregeln sowie die Entwicklung von Leitlinien für gute Zusammenarbeit ebenfalls dazu beitragen.