Work Ability Index (WAI)

Der WAI wurde in den 80er Jahren im Rahmen von Studien des Finnisches Institut für Arbeitsmedizin zur Beantwortung der Frage nach einem berufsgruppenabhängig gestaffelten Renteneintrittsalter und in Ermangelung eines geeigneten Instruments zur subjektiven Erfassung der Arbeitsfähigkeit entwickelt. Den Rahmen für die Operationalisierung der Arbeitsfähigkeit bildet dabei die aktuelle und zukünftige Bewältigung der Arbeit in Abhängigkeit von den körperlichen und geistigen Arbeitsanforderungen, der Gesundheit und den eigenen Ressourcen.

Eingesetzt werden kann der frei verfügbare Fragebogen als Screening-Instrument im betrieblichen Kontext u. a. zur Selbstauskunft bei Beschäftigten oder im Dialog mit dem Betriebsarzt sowie zu wissenschaftlichen Zwecken bei bevölkerungsbasierten Studien zur Arbeitsfähigkeit.

Erfasst werden im WAI sieben Indikatoren anhand von 10 Fragen, welche in der Vergangenheit zu einem Gesamtindex mit Werten zwischen 7 und 49 Punkten summiert wurden:

  • (WAI 1) Derzeitige Arbeitsfähigkeit im Vergleich zu der besten je erreichten Arbeitsfähigkeit
  • (WAI 2) Arbeitsfähigkeit im Vergleich zu den Anforderungen der Arbeitstätigkeit
  • (WAI 3) Anzahl der vom Arzt diagnostizierten Krankheiten
  • (WAI 4) Geschätzte Beeinträchtigung der Arbeitsleistung durch die Krankheiten
  • (WAI 5) Krankenstandstage in den vergangenen 12 Monaten
  • (WAI 6) Einschätzung der eigenen Arbeitsfähigkeit in zwei Jahren
  • (WAI 7) Psychische Leistungsreserven

In mehreren aktuellen Studien zur psychometrischen Struktur des WAI zeigte sich jedoch, dass die angenommene Eindimensionalität nicht gestützt werden kann. So kommt die Mehrheit der internationalen Studien zu dem Ergebnis, dass dem WAI zwei Faktoren zugrunde liegen. Für Deutschland haben die Ergebnisse aus der repräsentativen Studie zur Mentalen Gesundheit bei der Arbeit (S-MGA) ebenfalls zwei Faktoren des WAI identifiziert:

  1. Subjektive Arbeitsfähigkeit und Ressourcen aus den Indikatoren (WAI 1), (WAI 2), (WAI 6) und (WAI 7)
  2. Gesundheitsbedingungen aus den Indikatoren (WAI 3), (WAI 4) und (WAI 5)

Diese Ergebnisse stellen eine Summation der Indikatoren des WAI zu einem Gesamt-Arbeitsfähigkeitsindex in Frage. Darüber hat sich gezeigt, dass die sieben WAI-Indikatoren einen unterschiedlich starken Einfluss auf die Arbeitsfähigkeit haben.

Aus diesen Gründen wurde in der BAuA eine neue Berechnungsmethode zur gewichteten Ermittlung zweier WAI-Faktoren entwickelt. Zusätzlich können aktuelle Normwerttabellen für beide Faktoren - getrennt nach Geschlecht und Altersgruppen (31-40, 41-50 und 51-60 Jahre) - der Erwerbsbevölkerung in Deutschland präsentiert werden.

Zur Vereinfachung der Anwendung in der Praxis steht ein Berechnungstool zur Verfügung.

Publikationen

Work Ability Index: eine neue Berechnungsmethode auf Basis von zwei Faktoren

Aufsatz 2019

Der gesamte Artikel kann von der Internetseite des Journals "Arbeitsmedizin, Sozialmedizin, Umweltmedizin", Volume 54, Nr. 7, S. 450-457 heruntergeladen werden: "Work Ability Index: eine neue Berechnungsmethode auf Basis von zwei Faktoren" (ggfs. kostenpflichtig).

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Eine Konstruktvalidierung des Work Ability Index anhand einer repräsentativen Stichprobe von Erwerbstätigen in Deutschland

baua: Bericht 2019

Der Work Ability Index (WAI) ist ein etabliertes Instrument zur Erfassung der Arbeitsfähigkeit, welches unter der umstrittenen Annahme der Eindimensionalität als ungewichteter Summenindex entwickelt wurde. Die Ziele dieser Arbeit waren die Konstruktvalidierung des WAI, unter Berücksichtigung der …

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Mentale Gesundheit bei der Arbeit (S-MGA)

Bericht 2015

Das infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft führte im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) zwischen November 2011 und Juni 2012 eine repräsentative Arbeitnehmererhebung mit rund 4.500 Personen im Alter zwischen 31 und 60 Jahren durch.

Im Mittelpunkt der …

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Factorial Validity of the Work Ability Index among Employees in Germany

Aufsatz 2019

Hintergrund und Zielsetzung: Der Work Ability Index (WAI) ist ein routinemäßig angewandtes Instrument zur Beurteilung der individuellen Arbeitsfähigkeit. Es handelt sich dabei um einen einzelnen Summenscore-Index, der auf der impliziten Annahme eines einzelnen, dem Konstrukt der Arbeitsfähigkeit …

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Forschungsprojekte

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