Das Gesundheitsdatenarchiv Wismut (GDAW)
Aufgaben und Forschungsaktivitäten der BAuA im Kontext des GDAW
Die BAuA verwaltet das Gesundheitsdatenarchiv Wismut, das die Krankenakten der Bergleute des DDR-Uranbergbaus umfasst. Neben Forschungstätigkeiten bearbeiten wir hier Anfragen zu erkrankten Bergleuten im Kontext von Entschädigungsfragen.
Bis zur deutschen Wiedervereinigung im Jahre 1990 arbeiteten im DDR-Uranerzbergbau der Wismut AG insgesamt mehr als 500.000 Beschäftigte unter und über Tage. Dabei waren die Bergleute besonders in den sogenannten "wilden Jahren" bis etwa 1955 in einem Maß gegenüber ionisierenden Strahlen und silikogenen Stäuben exponiert, das die heute geltenden Grenzwerte um ein Vielfaches übersteigt. Daneben spielten auch Faktoren wie
- körperliche Schwerarbeit unter Zwangshaltung,
- Teil- und Ganzkörpervibration,
- Arsen und verschiedene Schwermetalle,
- Lärm und klimatischen Belastungen
eine nicht zu unterschätzende Rolle im Hinblick auf Gesundheitsgefährdungen für die Beschäftigten.
Medizinische Versorgung bei der Wismut AG
Die medizinische Versorgung der Wismut-Beschäftigten einschließlich der mitversicherten Angehörigen war in einem eigenständigen Gesundheitsdienst organisiert, dem sogenannten Gesundheitswesen Wismut. Sie umfasste das gesamte Spektrum, angefangen bei der arbeitsmedizinischen Vorsorge über die medizinische Diagnostik und Behandlung bis hin zur Rehabilitation und Nachsorge. Dafür standen zahlreiche Ambulanzen vor Ort, acht Betriebspolikliniken sowie sieben Bergarbeiterkrankenhäuser und -sanatorien zur Verfügung. Darüber hinaus existierte eine ärztlich geleitete Arbeitshygiene-Inspektion, deren Aufgaben mit denen der westdeutschen Gewerbeaufsichtsämter vergleichbar waren. Eine weitere Einrichtung des Gesundheitswesens Wismut war das Arbeitshygienische Zentrum Niederdorf, das im Rahmen von Gutachten tätig war und als wissenschaftliches arbeitsmedizinisches Zentrum diente. Das Gesundheitswesen Wismut war auf den Gebieten der heutigen Bundesländer Sachsen und Thüringen tätig.
BAuA ist Verwalterin des GDAW
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat 1997 auf gesetzlicher Basis die Akten, Dateien und Archive des früheren Gesundheitswesens Wismut übernommen. Sie darf diese für die Forschung in ihrem Aufgabenbereich nutzen. Das Archiv umfasst gegenwärtig ca. 9.000 laufende Meter Papierakten und Röntgenaufnahmen.
Die Aufgaben des GDAW
Die Aufgaben des GDAW sind vom Gesetzgeber geregelt. Sie umfassen zum einen Dienstleistungen, die sich aus der Unterstützung des entsprechenden Forschungsbereichs ergeben, wie z. B. die Bereitstellung von Daten zur epidemiologischen Untersuchungen. Auf der anderen Seite gehört es zu den Aufgaben des GDAW, Anfragen zu Arbeitsunfähigkeit der Beschäftigten der ehemaligen Wismut AG zu beantworten.
Sonderregelung im Interesse der ehemals Beschäftigten
Dabei hat der Gesetzgeber der BAuA eine datenschutzrechtliche Sonderreglung im Interesse der Geltendmachung sozialversicherungsrechtlicher Ansprüche ehemaliger Beschäftigter des Uranbergbaus in der DDR eingeräumt. Während sonst das datenschutzrechtliche Gebot der Datensparsamkeit gilt, was möglichst kurze Aufbewahrungsfristen von personenbezogenen Daten einschließt, archiviert das GDAW die Gesundheitsdaten für die Dauer von 40 Jahren. So lassen sich Krankheitsverläufe Betroffener auch künftig nachvollziehen und eventuell mögliche Entschädigungen begründen.
GDAW als wichtige Informationsquelle
Das GDAW gilt heute in der westlichen Welt als einzigartige und zugleich größte epidemiologisch nutzbare Informationsquelle zur Langzeitbelastung und Gesundheitslage von Beschäftigten in einem industriellen Großunternehmen. Aus dem Archivbestand werden deshalb Daten für epidemiologische Forschungsprojekte erhoben.