Beschreibung ausgewählter digitaler Pflegetechnologien

Welche digitalen Pflegetechnologien sind aktuell verfügbar bzw. haben eine gute Implementierungsprognose? Und welche Chancen und Potentiale bieten diese für die Sicherheit und Gesundheit professionell Pflegender? Die nachfolgende Übersicht möchte bei der Entscheidung zu bestehenden Digitalisierungsoptionen eine Orientierungshilfe geben. Hierzu werden ausgewählte digitale Pflegetechnologien anhand von fünf tätigkeitsbezogenen Kategorien beschrieben.

Die Auswahl und Beschreibung der Technologien sind das Ergebnis des von der BAuA beauftragten und vom Lehrstuhl für Pflegewissenschaften der Universität Osnabrück im Zeitraum 07/2021 – 02/2022 erstellten Gutachtens „Digitale Technologien für die Pflege“ (GuDiT).

Unter anderem auf Grundlage zweier Workshops mit Expertinnen und Experten aus vielfältigen Fachdisziplinen und Institutionen (z. B. Pflegewissenschaft, Arbeitswissenschaft, Bildungswesen, Gewerkschaft, Wirtschaftsverbände) wurden die ermittelten Technologien den oben genannten Kategorien zugeordnet und innerhalb dieser beschrieben.

Betriebliche Anwendungsbeispiele und Videoclips bieten zudem praxisnahe Einblicke in die Implementierung digitaler Technologien in der Pflege.

Körpernahe Pflege

Älterer Herr im Bad sitzt vor einem Waschbecken begleitet von einer Pflegekraft, die einen Kamm in der Hand hält.
© iStock | FredFroese

Diese Kategorie beinhaltet Technologien, die zur Unterstützung der körpernahen (leibbezogenen) Pflegearbeit genutzt werden können. Dies umfasst Technologien, die unmittelbar körperbezogene Maßnahmen im Pflegeprozess unterstützen und körperliche Entlastung bieten. Technologien dieser Art unterstützen u. U. auch die sinnliche Wahrnehmung im Rahmen der Pflegearbeit.

Anwendungsbeispiel "Aktives Exoskelett" (PDF, 196 KB)

Intelligente Inkontinenzprodukte

Intelligente Inkontinenzprodukte können mithilfe spezieller Sensoren und digitaler Vernetzung die zeitnahe und personalisierte Kontinenzversorgung unterstützen.

Allgemeine Merkmale

Produkt: Inkontinenzvorlage mit eingedruckten Sensoren und einem kleinen aufsteckbaren Clip

Zielgruppe:
primär: Menschen mit Inkontinenzleiden
sekundär: Pflegende

Setting: langzeitstationär

Einsatzfeld: Unterstützung körpernaher Pflege

Anbieterin/Anbieter zum Beispiel: Abena GmbH (Abena Nova with MediSens), AssistMe GmbH (AssistMe Pflege App), Tena (Tena Smart Care)

Technologiebezogene Merkmale

Funktionsweise: Das System besteht aus einer Inkontinenzvorlage mit Sensoren, einem kleinen aufsteckbaren Clip zur Personalisierung sowie einem mobilen Endgerät, auf welchem eine passende App installiert ist. Die Bewohnerinnen und Bewohner tragen die Vorlage in der Unterwäsche. Die integrierten Sensoren messen ständig deren Sättigungsgrad (Flüssigkeitsmenge). Diese Daten werden mittels Cloud-Technologie übermittelt; die Anwendung ist damit unabhängig von der baulichen Umgebung und IT-Ausstattung der Einrichtung. Die Pflegenden werden über ein mobiles Gerät (z. B. Smartphone) benachrichtigt und können zeitnah reagieren.

Nutzenversprechen des Herstellers:

  • Reduktion körperlicher Anforderungen und Zeitersparnis für Pflegende

  • Vermeiden des Überlaufens der Vorlagen, verbesserter Hautschutz, verbesserte Nachtruhe für Pflegebedürftige

  • reduzierter Verbrauch von Kontinenzprodukten (weniger Wäsche und Abfall)

Entwicklungsstand: Marktreife

Mensch-Technik-Interaktion

Mitarbeiterin/Mitarbeiter - Technologie: Die Sensoren im Inkontinenzprodukt registrieren Änderungen der Nässeebenen und teilen diese Informationen den Pflegenden via App in Echtzeit auf einem mobilen Gerät mit. Je nach Sättigungsgrad sind Maßnahmen zur Inkontinenzversorgung zu ergreifen. Der Wechsel von Inkontinenzprodukten wird entsprechend den technologisch übermittelten Daten vorgenommen. Turnusmäßige Wechsel werden damit ggf. vermieden.

Pflegebedürftige Person - Technologie: Die Verwendung von Inkontinenzprodukten gehört in der Pflege zum Alltag. Für die Pflegebedürftigen ändert sich daher im Wesentlichen nichts. Je nachdem wo und wie die Erfassung einer Veränderung der Nässeebenen gestaltet ist, kann das Produkt jedoch Einfluss auf die Empfindung der pflegebedürftigen nehmen. Fraglich ist, wie die technologischen Daten im Verhältnis zu den individuellen Empfindungen der Trägerinnen und Träger des Inkontinenzproduktes organisational gewertet und gewichtet werden.

Dritte Personen - Technologien: Zur Nutzung im häuslichen Umfeld, z. B. durch pflegende Angehörige liegen aktuell keine gesonderten Daten/ Informationen vor.

Arbeitsgestaltung

Technologie-Arbeitsumgebung: Voraussetzung für den Einsatz ist das Vorhandensein mobiler Endgeräte (z. B. Smartphones).

Technologie-Arbeitsorganisation: Das digitale Inkontinenzprodukt ist eine einfach zu implementierende „Plug-and-Play Lösung". Der aufwändigere und anspruchsvollere Teil ist die Gewöhnung an neue Arbeitsweisen und veränderte Routinen in der täglichen Kontinenzpflege, denn etablierte Praktiken und Routinen können sich moderat verändern. Empfohlen wird eine Pilotierung, d. h. ein Start mit einer kleineren Gruppe von Pflegebedürftigen, um Erfahrungen bzgl. neuer Arbeitsweisen zu sammeln.

Recht und Sicherheit

Gesetzliche Regelungen – Datenschutz:

  • für die Datensicherheit ist die Pflegeeinrichtung verantwortlich

  • innerhalb der Einrichtung können die Daten personalisiert verwendet werden, um die individuelle Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner zu gewährleisten

  • die Datenübertragung in die Cloud muss über verschlüsselte Leitungen erfolgen; es sollten nur anonymisierte Daten übertragen werden, so dass keine Rückschlüsse auf bestimmte Bewohnerinnen und Bewohner möglich sind

  • Berechtigungsnachweise für die Zugriffskontrolle müssen festgelegt bzw. ausgestellt werden

Richtlinien: Das hier vorgestellte Beispiel der Abena GmbH ist als elektronisches medizinisches Gerät der Klasse 1 klassifiziert und MDD konform (MDR ab Mai 2021). Es folgt den gleichen Strahlungstests wie andere energiesparende Bluetooth-Geräte wie zum Beispiel Fitness-Tracking-Geräte, Mobiltelefone und Lautsprecher.

Ökonomische Bewertung

Effektivität, Effizienz: Der Hersteller führt länderübergreifende Fallstudien auf, welche bspw. auf Einsparungen im Rahmen der Verwendung von Inkontinenzprodukten und weniger Leckagen verweisen. Des Weiteren wird auf Zeiteinsparungen durch die Ausführung von weniger (manuellen) Kontrollen hingewiesen.

Implementierungshinweise

Schulungsanforderungen: Pflegende müssen für die Nutzung (Vorlage und Software bzw. App) eingewiesen werden. Den Herstellerangaben zufolge werden ein bis zwei Stunden Einführung in das System und die Verwendung von Clip und App benötigt. Für die Schulungen können Train-the-Trainer-Konzepte hilfreich sein.

Infrastruktur: 4G-Infrastruktur, die nicht von WiFi abhängig ist

Erfahrungsberichte

aus Forschungsprojekten: Das hier beispielhaft vorgestellte, digitale Inkontinenzprodukt der Abena GmbH wurde in Pflegeheimen und Pflegeeinrichtungen in den Niederlanden, Großbritannien, Deutschland, Norwegen, Schweden, USA und Dänemark getestet .

aus der betrieblichen Anwendung: Ergebnisse aus einem Testlauf im Haus Waldeck, Seniorenstift Eppingen (Produkt: Abena Nova with MediSens):

  • weniger manuelle Kontrollen (bis zu 3,5 pro Bewohnerin/ Tag)

  • Reduktion der Produktwechsel (1,5 pro Bewohnerin/ Tag)

  • keine Hautreizungen

  • bis zu 50 Min. mehr Zeit pro Bewohnerin/ Tag

Informationsquellen

https://www.abena.de/nova/ [05.07.2022]

Serviceroboter

Serviceroboter werden für Dienstleistungen und Hilfestellungen eingesetzt, sie können z. B. Gegenstände bringen und holen und sind mit Sensoren und/ oder künstlicher Intelligenz ausgestattet.

Allgemeine Merkmale

Produkt: robotisches Kommunikations- und Liefersystem

Zielgruppe:
primär: Pflegende
sekundär: Servicepersonal in Pflegeeinrichtungen

Setting: akutstationär, langzeitstationär

Einsatzfeld: Unterstützung körpernaher Pflege

Anbieterin/Anbieter: zum Beispiel: Robotise AG (Service-Roboter Jeeves, Jooles), Fraunhofer IPA (Care-O-bot)

Technologiebezogene Merkmale

Funktionsweise: Der hier beispielhaft beschriebene Serviceroboter (Jeeves) wurde ursprünglich für den logistischen Einsatz im Hotel konzipiert, kann aber auch in der Krankenhauspflege eingesetzt werden. Der Serviceroboter übernimmt hier einfache, pflegeferne Aufgaben und Botengänge, insbesondere im Materialtransport auf der Station oder zwischen der Station und der Apotheke oder dem Labor. Die Bedienung erfolgt über ein Touch-Display.
Der Roboter fährt in Schrittgeschwindigkeit, hat mehrere Schubladen, deren Größe je nach Bedarf angepasst werden kann und verfügt über ein Lade-Volumen von insgesamt 100 Litern.
Jeeves hat eine Akku-Laufzeit von bis zu 8 Stunden und kann pro Tag ca. 20 km zurücklegen.

Nutzenversprechen des Herstellers: Ersparnis von Wegen

Entwicklungsstand: Marktreife; in der Pflege: Pilotierung

Mensch-Technik-Interaktion

Mitarbeiterin/Mitarbeiter - Technologie: Die Pflegenden delegieren die jeweilige Transport-/ Servicetätigkeit via Displayeingabe an den Roboter. Dabei entscheiden sie selbst, ob sie einen Transport oder eine Serviceanfrage delegieren oder selbst übernehmen, d. h. auch: wann eine persönliche Interaktion eventuell angemessener ist. Das Bestücken mit Material/ Ware und die regelmäßige Reinigung des Systems kommen als zusätzliche Aufgaben hinzu.

Pflegebedürftige Person - Technologie: Patientinnen und Patienten stehen in Interaktion mit dem Roboter, wenn dieser ihnen einen Gegenstand liefert (z. B. Getränk, Zahnbürste). Dabei entnimmt die pflegebedürftige Person dem robotischen System das aufgegebene Produkt. Der Umfang persönlicher bzw. menschlicher Interaktionssituationen wird in diesem Fall reduziert. In Verbindung mit einer Kommunikations-App können Pflegebedürftige einen Serviceruf auch selbst initiieren.

Dritte Personen - Technologien: k. A.

Arbeitsgestaltung

Technologie-Arbeitsumgebung: Veränderungen der Arbeitsumgebung sind für den hier beispielhaft beschriebenen Serviceroboter Jeeves nicht nötig. Der Lieferroboter bewegt sich sicher im Publikumsverkehr, d. h. achtet auf Personen in der Umgebung.

Technologie-Arbeitsorganisation: Innerhalb der Arbeitsorganisation sind geringe Anpassungen notwendig, z. B. das Bedienen und Bestücken des Roboters sowie die Umsetzung hygienischer Anforderungen (Reinigung). Das System kehrt bei Nichtbenutzung automatisch an die Ladestation zurück. Ausfallzeiten für Ladevorgänge sind daher nicht zu erwarten.

Recht und Sicherheit

Gesetzliche Regelungen: k. A.

Richtlinien: Jeeves ist CE-zertifiziert

Ökonomische Bewertung

Effektivität, Effizienz: k. A.

Implementierungshinweise

Schulungsanforderungen: Die Testung und klinische Inbetriebnahme wird von Schulungen, Einweisung und Erklärungen begleitet, die derzeit vor allem extern angeboten werden.

Infrastruktur: Voraussetzungen für den Einsatz sind webbasierte Schnittstellen zur Steuerung sowie eine WLAN-Verbindung.

Erfahrungsberichte

aus Forschungsprojekten:

Projekt REsPonSe (Robotersystem zur Entlastung des Pflegedienstes von Servicetätigkeiten)

aus der betrieblichen Anwendung:

Berichte zum Einsatz im LMU Klinikum im Rahmen von REsPonSe:

Informationsquellen

https://odoo.robotise.eu/de/; https://www.cliniserve.de/ [19.09.2022]

https://www.care-o-bot.de/de/care-o-bot-4.html [19.09.2022]

Forschungsprojekt REsPonSE: https://www.forschungsprojekt-response.de/forschungsprojekt-response [19.09.2022]

Forschungsprojekt SeRoDi: https://www.ipa.fraunhofer.de/de/referenzprojekte/serodi.html [19.09.2022]

Ohneberg, C. et al. (2020). REsPonSe - Robotersystem zur Entlastung des Pflegedienstes von Servicetätigkeiten In: Konferenzband 2 PPZ Clusterkonferenz Nürnberg 2020 "Kann Digital Pflege?" https://pflege-professionell.at/konferenz, [19.09.2022]

Persson, M. et al. (2022). Caregivers' use of robots and their effect on work environment – a scoping review. Journal of Technology in Human Services, 40(3): 251-277.

Telefongespräch Projektkoordination REsPonSe (LMU Klinikum) im November 2021.

Aktive Exoskelette

Aktive Exoskelette sind am Körper getragene Assistenzsysteme (von unterschiedlicher technischer Komplexität), die die körperliche Pflegearbeit optimieren und bei Bewegungseinschränkungen unterstützen können.

Allgemeine Merkmale

Produkt: mechanisches Assistenzsystem (Hardware) mit Softwarekomponenten

Zielgruppe:
primär: Personen, die eine Entlastung beim Heben schwerer Lasten benötigen (Pflegende)

Setting: akutstationär, langzeitstationär

Einsatzfeld: Unterstützung körpernaher Pflege

Anbieterin/Anbieter: zum Beispiel: German Bionic Systems GmbH (Cray X)

Technologiebezogene Merkmale

Funktionsweise: Beim dem hier beispielhaft vorgestellten Modell Cray X handelt es sich um ein aktives Exoskelett. Das Modell verfügt über einen Elektromotor, der die Bewegungen aktiv unterstützt. Die aktuelle Version wiegt 6 Kilogramm, wird über die Arbeitskleidung angelegt und unterstützt Pflegende beim Transfer, Heben bzw. Lagern pflegebedürftiger Personen. Das System lernt, wie die individuellen Bewegungsabläufe sind und wie die Trägerinnen und Träger unterstützt werden können.
Fehlnutzungen sollen durch Hardware-Gegebenheiten (bestimmt Gelenke können nicht überdehnt werden, etc.) sowie durch eine Software-Lösung, die lose Gurte etc. rückmeldet, vermieden werden.

Nutzenversprechen des Herstellers: Reduktion der physischen Anforderungen durch Kraftunterstützung des unteren Rückens beim Heben schwerer Lasten (Bewegungen mit bis zu 30 kg Entlastung pro Hebebewegung werden aktiv unterstützt)

Entwicklungsstand: Forschung und Entwicklung (in Einrichtungen und Diensten der pflegerischen Versorgung)

Mensch-Technik-Interaktion

Mitarbeiterin/Mitarbeiter - Technologie: Die Pflegenden tragen das System direkt über der Kleidung und können das Exoskelett nach einer Eingewöhnung in ca. 20 sec. anziehen und in 4 sec. ausziehen. Fehlnutzungen werden an die Trägerin/ den Träger zurückgemeldet. Weiterhin weist das Exoskelett auf Pausen und zu starke, nicht kompensierbare, Kräfte hin.
Die Gestaltung der Bedienoberfläche wird als intuitiv eingeschätzt. Das Tragen der Gurte und die Kraftunterstützung kann in der Anfangsphase ungewohnt sein.

Pflegebedürftige Person - Technologie: Das Exoskelett wird über der Arbeitskleidung getragen, d. h. dass pflegebedürftigen Personen ggf. durch das Aussehen und die Geräusche, die das System von sich gibt, beeinflusst werden.

Dritte Personen - Technologien: k. A.

Arbeitsgestaltung

Technologie-Arbeitsumgebung: Das Exoskelett muss vor Beginn der Arbeit/ ausgewählten Tätigkeiten angelegt werden. Für die Aufbewahrung wird entsprechend Platz benötigt. Dabei ist zu beachten, dass personalisierte Gurte je Mitarbeiterin bzw. Mitarbeiter empfohlen werden.

Technologie-Arbeitsorganisation: Das Exoskelett gibt Rückmeldung zur physischen Belastung (Alarmzeichen bei hoher physischer Belastung und notwendigen Pausenzeiten). Dabei könnten Arbeitsschritte u. U ungeplant unterbrochen werden und so Anpassungen in der Arbeitsorganisation erfordern.

Recht und Sicherheit

Gesetzliche Regelungen: Personenbezogene Daten werden von dem hier beispielhaft vorgestellten System nicht gespeichert (daher keine systematische Auswertung von Leistungsdaten möglich). Weiterhin werden keine Daten gespeichert, die die einzelnen Arbeitsschritte dokumentieren. Über die Eingabe von Pins der Nutzerinnen und Nutzer werden jedoch Bewegungsdaten aufgezeichnet. Es empfiehlt sich eine organisationsspezifische Prüfung des Datenschutzes.

Richtlinien: Aktive Exoskelette müssen die Maschinenrichtlinie 2006/42/EG erfüllen. Darüber hinaus sind die EMVRichtlinie 2014/30/EU und – zum Beispiel wenn ein Funkmodul eingebaut ist – die RED-Richtlinie 2014/53/EU herstellerseitig zu beachten. Je nach Betriebsspannung kann zusätzlich auch die Niederspannungsrichtlinie 2014/35/EU von Relevanz sein. Schließlich müssen Hersteller von aktiven Exoskeletten deren CE-Konformität bescheinigen.

Ökonomische Bewertung

Effektivität, Effizienz: Positive ökonomische Effekte werden durch die Reduktion der physischen Anforderungen bei den Pflegenden erwartet. Studienergebnisse für eine effektive und effiziente Entlastung existieren aktuell bzgl. der Kompensation von Belastungsgewichten (30 Kilo-Kompensation gem. Herstellerfirma).

Implementierungshinweise

Schulungsanforderungen: Ein Tag für die Einrichtung des Systems und für die Schulung in der Einrichtung wird empfohlen. Vorab ist eine aktive Auseinandersetzung der Einrichtung mit der Technologie und dem damit verbundenen Ziel des Einsatzes von Vorteil: Welche physischen Anforderungen bestehen bei den jeweiligen Tätigkeiten und wie kann eine effektive und effiziente Entlastung erreicht werden? Welche Aufgabe sollte dabei das Exoskelett übernehmen?

Infrastruktur: Die Lagerung der Exoskelette in der Einrichtung ist erforderlich. Die personalisierten Gurte können ggf. mit in die Privathaushalte genommen werden oder müssten ebenso vor Ort gelagert werden. Zum Betrieb ist keine permanente Netzwerk- oder Internetverbindung notwendig.

Erfahrungsberichte

aus Forschungsprojekten:

aus der betrieblichen Anwendung: vgl. Anwendungsbeispiel

Die aktuellen Modelle werden vornehmlich in Industrie- und Logistikunternehmen eingesetzt. Hier gibt es zahlreiche Referenzen, bspw.:
https://www.germanbionic.com/5th-generation [23.08.2022]

Informationsquellen

Berufsgenossenschaft Holz und Metall (2017). Fachinformation: Einsatz von Exoskeletten an (gewerblichen) Arbeitsplätzen.: https://www.bghm.de/fileadmin/user_upload/Arbeitsschuetzer/Fachthemen/Fachinformationen/FI-0059_Einsatz-von-Exoskeletten-an-gewerblichen-Arbeitsplaetzen.pdf [19.09.2022]

Interaktion und Beziehung

Eine alte Frau im Rollstuhl und ihre Pflegerin sitzen sich gegenüber und haben ihre Hände ineinander gelegt.
© iStock | FredFroese

Diese Kategorie umfasst Technologien, welche vornehmlich dem Bereich „Interaktion und Beziehung“ in der Pflegearbeit zugeordnet werden können. Pflegearbeit findet immer in Kooperation mit Menschen statt, daher sind Kommunikations-, Beziehungs- und Gefühlsarbeit zentrale Bestandteile.

Anwendungsbeispiel "Digitales Aktivitätsspiel" (PDF, 244 KB)

Anwendungsbeispiel "Assistenzsystem Sensorik" (PDF, 237 KB)

Anwendungsbeispiel "Kommunikations-App" (PDF, 246 KB)

Digitales Aktivitätsspiel: digitaler Tisch

Hierbei handelt es sich um einen großen, robusten und mobilen Bildschirm, auf dem verschiedene digitale Anwendungen installiert werden können. Alternative Varianten projizieren die an die Pflegebedürftigen adressierten, digitalen Spiele auf einen herkömmlichen Tisch.

Allgemeine Merkmale

Produkt: digital unterstützter, mobiler Aktivitätstisch

Zielgruppe: primär: Menschen mit Demenz und andere pflegebedürftige Personen
sekundär: Pflegefachpersonen

Setting: langzeitstationär, teilstationär (Tages- sowie Kurzzeitpflege)

Einsatzfeld: Interaktion und Beziehung

Anbieterin/Anbieter: zum Beispiel: De BeleefTV, Tover GmbH (Tovertafel)

Technologiebezogene Merkmale

Funktionsweise: Der hier beispielhaft vorgestellte Aktivitätstisch kann zur Einzel- oder Gruppenarbeit genutzt werden und ist vergleichbar mit einem großen Tablet, für das verschiedene Apps erworben werden können (z.B. ein Erinnerungsmenü, Familienmenü, Zaubermenü oder eine Spielebox).
Der Bildschirm des Aktivitätstisches ist ein Multi-Touch-Screen. Er ist stoßfest, hat eine spritzwassergeschützte Oberfläche und wird mit einer Größe von 43 Zoll angeboten.

Nutzenversprechen des Herstellers:

  • kognitive und feinmotorische Stimulation der Pflegebedürftigen
  • Anregung positiver Interaktionen in der Einrichtung

Entwicklungsstand: Marktreife

Mensch-Technik-Interaktion

Mitarbeiterin/Mitarbeiter - Technologie: Die Technologie ermöglicht ergänzende Impulse in der pflegerischen Versorgung und Ausgestaltung sozialer Aktivierungsangebote für Bewohnerinnen und Bewohner. Die Stimulation der motorischen und geistigen Aktivitäten kann ergänzend zur persönlichen Interaktion eingesetzt werden und diese unterstützen.
Für einen sinnvollen ergänzenden Einsatz ist eine gute Kenntnis der verschiedenen Applikationen und Personen erforderlich, damit die passenden Anwendungen ausgesucht und eingebunden werden können.
Innerhalb von stationären Einrichtungen sollte gut abgestimmt werden, wer das Gerät zu welchen Zeiten nutzen kann, um eventuellen Verfügbarkeitskonflikten vorzubeugen.

Pflegebedürftige Person - Technologie: Die Bewohnerinnen und Bewohner schulen mit Hilfe der Technologie ihre geistigen und motorischen Fähigkeiten. Innerhalb einer Gruppenarbeit mit dem Aktivitätentisch werden zudem persönliche Interaktionen gefördert.

Dritte Personen - Technologien: Die Beteiligung An- und Zugehöriger an der Nutzung des Aktiviätstisches ist möglich.

Arbeitsgestaltung

Technologie-Arbeitsumgebung: Der Aktivitätstisch erfordert Platz und einen guten Zugang.

Technologie-Arbeitsorganisation: Die Technologie kann bestimmte Arbeitsschritte ergänzen und die Vielfalt des interaktiven Angebots erweitern. Diese zusätzlichen Möglichkeiten können zu Entlastung der Mitarbeitenden führen.

Recht und Sicherheit

Gesetzliche Regelungen: Die Technologie speichert keine personenbezogenen Daten.

Richtlinien: k. A.

Ökonomische Bewertung

Effektivität, Effizienz: k. A.

Implementierungshinweise

Schulungsanforderungen: Das Gerät ist gem. Herstellerinformation direkt einsatzbereit. Wie jedes technische Gerät ist jedoch von einer Anlernphase auszugehen in der je nach Technikinteresse und Vorerfahrungen unterschiedliche Schulungsimpulse/-formate in der Einrichtung angeboten werden sollten.

Infrastruktur: Eine Stromversorgung und (W)LAN-Verbindung werden benötigt.

Erfahrungsberichte

aus Forschungsprojekten: k. A.

aus der betrieblichen Anwendung: vgl. Anwendungsbeispiel

Informationsquellen

https://debeleeftv.com/de/ [21.09.2022]

Aung, P. et al. (2017). Investigating the Finnish elderly people's user experiences in playing digital game-based skiing exercise: A usability study. Gerontechnology, 16(2): 65-80.

Assistenzsystem Sensorik: Klangkissen

Ein Klangkissen produziert Musik und Vibrationen, die im ganzen Körper spürbar sind und innere Ruhe, Wohlbefinden sowie Geborgenheit erzeugen sollen.

Allgemeine Merkmale

Produkt: Kissen zur sensorischen Stimulation, mit KI-Anteil

Zielgruppe: primär: Menschen mit Demenz, andere pflegebedürftige Personen mit verminderter Körperwahrnehmung, sowie körperlicher oder physischer Unruhe
sekundär: Pflegefachpersonen, soziale Betreuungsfachpersonen, Musikgeragoginnen und -geragogen

Setting: ambulant, akutstationär, langzeitstationär

Einsatzfeld: Interaktion und Beziehung

Anbieterin/Anbieter: zum Beispiel: inmutouch.com ApS (inmu relax, inmu dance)

Technologiebezogene Merkmale

Funktionsweise: Das hier beispielhaft vorgestellte Klangkissen nutzt eine multisensorische Stimulation - es erzeugt Töne und vibriert passend dazu, sodass die Musik im Körper auch ohne Ton (bspw. bei schwerhörigen Personen) wahrnehmbar wird. Die Töne verändern sich, je nachdem wie das Kissen bewegt wird. Eine verbaute Künstliche Intelligenz (KI) erkennt individuelle Bewegungsmuster und antizipiert diese nach einer Weile.
Bei dem inmu-relax werden beruhigende und bei dem inmu-dance eher aktivierende Töne erzeugt.

Nutzenversprechen des Herstellers: erweckt die Sinne, vermittelt Ruhe oder Aktivierung je nach Produkt

Entwicklungsstand: Marktreife

Mensch-Technik-Interaktion

Mitarbeiterin/Mitarbeiter - Technologie: Das Klangkissen kann gezielt als Aktivierung oder begleitend zu anderen Arbeitsschritten in die pflegerische Versorgung und soziale Betreuung eingebunden werden. In der Regel begleiten die Mitarbeitenden die Anwendung des Assistenzsystems.
Der Zugang über Musik und Vibrationen kann bspw. pflegebedürftige Personen beruhigen oder aktivieren (je nach Produkt) und damit die Kooperationsarbeit erleichtern.

Pflegebedürftige Person - Technologie: Pflegebedürftige Personen können direkt mit dem Klangkissen interagieren. Das Kissen ist mit Stoff bezogen und kann in die Hand oder den Arm genommen werden. Die Bewegungsmuster werden durch die KI erlernt, so dass das Klangkissen nach kurzer Anlernphase wiederkehrende Muster antizipiert und die entsprechenden Klangfolgen abspielen kann.
Die Aktivierung oder Beruhigung kann herausforderndes Verhalten, das in der Regel auf bestimmte erlebte Gefühle der pflegebedürftigen Personen zurückzuführen ist, abmildern.

Dritte Personen - Technologien: An- und Zugehörige: Klangkissen können auch in der Häuslichkeit verwendet werden. An- und Zugehörige können die Kissen ggf. auch bei Besuchen oder Ausflügen mit den pflegebedürftigen Personen nutzen.

Arbeitsgestaltung

Technologie-Arbeitsumgebung: Die Technologie nimmt keinen direkten Einfluss auf die Arbeitsumgebung. Die Klangkissen müssen lediglich zwischendurch aufgeladen und gelagert werden, was Platz und Steckdosen erforderlich macht. Die Bezüge sind bei 60 Grad Celsius waschbar. In der Einrichtung ist das regelmäßige Waschen der Bezüge ggf. zu organisieren.

Technologie-Arbeitsorganisation: Die Technologie nimmt keinen direkten Einfluss auf die Arbeitsorganisation. Allerdings muss die Nutzung vorhandener Geräte, deren Ladestatus, Lagerung, Waschen der Bezüge etc. organisiert werden.

Recht und Sicherheit

Gesetzliche Regelungen: k. A.

Richtlinien: k. A.

Ökonomische Bewertung

Effektivität, Effizienz: Die Technologie kann gezielt in die Pflegearbeit (z. B. als Aktivierung) oder begleitend zu anderen Arbeitsschritten innerhalb der Versorgung/ der sozialen Betreuung eingebunden werden, wodurch sich die Kooperationsarbeit zwischen Mitarbeitenden und Pflegebedürftigen ggf. verbessern lässt.

Implementierungshinweise

Schulungsanforderungen: Es steht ein übersichtliches Benutzerhandbuch zur Verfügung, welche die Funktionalitäten des Klangkissens erläutert. Umfangreiche Schulungen sind für dessen Einsatz nicht notwendig.

Infrastruktur:

  • Strom und Ladegeräte zum Aufladen
  • Ort zur Lagerung der Kissen und Möglichkeit, die Bezüge zu waschen bzw. in die Wäsche zu geben

Erfahrungsberichte

aus Forschungsprojekten: Die Ergebnisse der Evaluationsstudie der PPZ Nürnberg und Hannover stehen derzeit noch aus.

aus der betrieblichen Anwendung: vgl. Anwendungsbeispiel

https://www.hcm-magazin.de/kissen-fuer-koerper-und-geist-277558/ [21.09.2022]

https://www.ppz-nuernberg.de/inmurelax-ein-klangkissen-zur-entspannung/ [16.12.2022]

Informationsquellen

https://inmutouch.com/de/ [21.09.2022]
https://www.ppz-hannover.de/2021/10/13/inmurelax-im-ppz-hannover/ [21.09.2022]
https://www.ppz-nuernberg.de/inmurelax-ein-klangkissen-zur-entspannung/ [21.09.2022]

Wissensweitergabe und -erwerb

Eine Pflegefachkraft unterrichtet in einem Hörsaal.
© iStock | SDI Productions

Diese Kategorie umfasst Technologien, die bei primär wissensbezogenen Pflegetätigkeiten innerhalb des Arbeitsprozesses – bspw. Recherchetätigkeiten im Rahmen der externen Evidenzbasierung oder in Aus- oder Weiterbildungsangeboten – eingesetzt werden. Einbezogen sind hier auch Technologien, die einen Informations- und Wissensaustausch in komplexen Hilfemix-Strukturen aus professionellen und informellen Helferinnen und Helfern unterstützen.

Anwendungsbeispiel "Simulationsbasiertes Lernen" (PDF, 215 KB)

Anwendungsbeispiel "Telepräsenzsystem" (PDF, 331 KB)

Simulationsbasiertes Lernen: Skills Lab

In einem "Skills Lab" können Lernende Handlungen erproben, reflektieren und weiterentwickeln. Ein Skills Lab stellt eine „Schonlernumgebung“ bereit, in der Handlungen und Wissen unter quasi-realen Bedingungen angewandt werden können.

Allgemeine Merkmale

Produkt: Keine Konkretion auf Produktebene, da es sich in erster Linie um ein Konzept handelt.

Zielgruppe: primär: Pflegeschülerinnen und -schüler in der Ausbildung
sekundär: Lehrende sowie Pflegefachpersonen in der Weiterbildung

Setting: akutstationär, langzeitstationär, ambulant

Einsatzfeld: Wissenserwerb und -weitergabe

Anbieterin/Anbieter: Das Skills Lab ist in der Regel mit einer Bildungseinrichtung für die Pflege-Aus- und Weiterbildung verknüpft.

Technologiebezogene Merkmale

Funktionsweise: Im geschützten Raum des Skills Lab können Lernende Handlungen erproben, reflektieren und weiterentwickeln. Die simulierten Lernsituationen orientieren sich an der beruflichen Wirklichkeit.
Die räumliche Ausstattung im Skills Lab bildet ein realitätsnahes Setting. Oft ist nebenan ein Beobachtungsraum für Lehrende angeschlossen. Mithilfe der Videoaufzeichnung besteht die Möglichkeit der anschließenden gemeinsamen Reflexion. Teilweise wird im Skills Lab auch auf Virtual Reality-Technologien zurückgegriffen.
Folgende Lehr-Lernsituationen können im Skills Lab umgesetzt werden: Fallbearbeitungen, pflegepraktische Übungen, Themen- und Expertentag, Situations- und Organisationstrainings, OSCE Prüfungen (Objective Structured Clinical Examination) und freies Training.

Nutzenversprechen des Herstellers: neue Lern- und Übungsmöglichkeiten für den Theorie-Praxis-Transfer im Rahmen der Ausbildung

Entwicklungsstand: Die Übergänge beim Skills-Lab-Konzept von „Forschung und Entwicklung“ hin zu „Marktreife/ Implementierung“ sind fließend, da – vorwiegend angebunden/ verortet an hochschulischen Institutionen – Konzepte dieser Art stetig validiert und weiterentwickelt werden.

Mensch-Technik-Interaktion

Mitarbeiterin/Mitarbeiter - Technologie: Die Anwendung des theoretischen Wissens in der praxisnahen „Schonlernumgebung“, die das Skills Lab bietet, ermöglicht den Lehrenden und Lernenden über die videogestützte Aufzeichnung der Anwendung von bspw. Methoden, Technologien, etc. eine anschließend detaillierte Rückmeldung und Reflexion der bspw. Wissens- und Technologieanwendung.

Pflegebedürftige Person - Technologie: Pflegebedürftige Personen kommen in der Regel nicht in Kontakt mit dem Skills Lab.

Dritte Personen - Technologien: Lehrende können die Lernenden anleiten, Wissen anschaulich vermitteln und überprüfen.

Arbeitsgestaltung

Technologie-Arbeitsumgebung: Das Skills Lab kann in einen Ausbildungsstandort eingebettet werden und der praxisnahen Lehre dienen. Lehrende und Lernende müssen in die Nutzung eingewiesen werden. Die Nutzung ermöglicht den Erwerb von digitalen Kompetenzen, bspw. in der Herstellung von Lehr-Lern-Videos.

Technologie-Arbeitsorganisation: Die Lernenden übernehmen im Skills Lab früh mehr Verantwortung in einem geschützten Raum und können ihre Fähigkeiten prüfen. Dadurch wird der Autonomiegrad erhöht, da sie auch in der Praxis auf Station schneller Tätigkeiten, die sie schon kennen, übernehmen können.

Recht und Sicherheit

Gesetzliche Regelungen: k. A.

Richtlinien: k. A.

Ökonomische Bewertung

Effektivität, Effizienz: Durch die unmittelbare Anwendung/Erprobung von Theorie bzw. Gelerntem können Lerninhalte möglicherweise effektiver aufgenommen werden. Die praktische Einarbeitung auf Station kann für einige Tätigkeiten schmaler gestaltet werden, da das Wissen zur praktischen Anwendung von Erlerntem bereits aus dem Skills Lab vorliegt. Im Praxiseinsatz können die Pflegeschülerinnen und -schüler dann ggf. schneller und für mehr Aufgaben eingesetzt werden (Effizienzsteigerung).
Durch die schmalere Einarbeitung (siehe oben) haben die Pflegefachpersonen auf Station mehr Zeit für anfallende Aufgaben und sind weniger mit den Auszubildenden beschäftigt. Diese können früher in den Stationsalltag eingebunden werden und Unterstützung leisten.

Implementierungshinweise

Schulungsanforderungen: Die Nutzung des Skills Lab ist eine freiwillige Ergänzung in der Aus- und Weiterbildung. Die Lernenden entscheiden selbst über ihre Nutzungs-Zeit und ihre Ziele. Wenn eine besondere Technik, z. B. VR genutzt wird, müssen die Lernenden in diese eingewiesen werden. Die Schauspielerinnen und Schauspieler, die Patientinnen bzw. Patienten spielen, müssen ebenfalls eingewiesen werden bzw. lernen, die jeweiligen Symptome realistisch darzustellen.

Infrastruktur: Die Bedingungen am Bildungsstandort müssen den Bau eines Skills Lab möglich machen (Platz bzw. genügend große Räumlichkeiten, Ausstattung). Insbesondere, wenn VR genutzt wird, muss die Soft- und Hardware zur Verfügung stehen. Es sind teilweise Schauspielerinnen/Schauspieler notwendig, um Pflege-Situationen realistisch darstellen zu können.

Erfahrungsberichte

aus Forschungsprojekten:

http://ceur-ws.org/Vol-2250/WS_VRAR_siegerbeitrag.pdf [20.09.2022]

https://dl.gi.de/bitstream/handle/20.500.12116/37437/03_AVRiL2021_Proceedings_6Bronze.pdf?sequence=1&isAllowed=y [20.09.2022]

aus der betrieblichen Anwendung: vgl. Anwendungsbeispiel

Informationsquellen

FH Bielefeld (2021). https://www.fh-bielefeld.de/gesundheit/studium/labore/skills-lab [20.09.2022]

Interprofessioneller Verband zur Integration und Förderung des Skills-Lab-Konzeptes in den Gesundheitsberufen (2021). URL: https://www.vifsg.de/unsere-themen/skills-lab-konzept/ [20.09.2022]

E-Learning

E-Learning Anwendungen stellen eine digitale Plattform bereit, auf der Pflegenden Wissensinhalte für die Aus-, Fort- und Weiterbildung bereitgestellt werden. Über Apps für das Smartphone und Tablet sind die Anwendungen zum Teil auch mobil verfügbar.

Allgemeine Merkmale

Produkt: Softwareanwendung

Zielgruppe: primär: Pflegende in der Aus- und Weiterbildung
sekundär: Leitungsebene von Pflegeeinrichtungen

Setting: ambulant, akutstationär, langzeitstationär

Einsatzfeld: Wissenserwerb und -weitergabe

Anbieterin/Anbieter: zum Beispiel: Gesellschaft für digitales Wissensmanagement in der Pflege mbH (SuperNurse), Smart Healthcare Solutions GmbH (smart Aware), Zentrum ÜBERLEBEN gGmbH (Vielfalt Pflegen)

Technologiebezogene Merkmale

Funktionsweise: Die hier beispielhaft vorgestellte App enthält Informationen zu Expertenstandards, Pflichtunterweisungen und verschiedenen Pflegefachthemen mit passenden Quiz-Fragen, die je nach Qualifikation und Wissenslevel gestellt werden. Die einzelnen Fachthemen werden regelmäßig aktualisiert und stehen zum Download zur Verfügung. Nach erfolgreich absolvierten Pflegefachthemen können sich die Spielerinnen und Spieler ein Zertifikat zusenden lassen und dieses als Fortbildungsnachweis nutzen.
Für die Leitungsebene besteht die Möglichkeit anonymisierte Auswertungen über den Wissensstand ihres Teams zu erhalten und daraus Fort- und Weiterbildungsbedarfe ableiten.

Nutzenversprechen des Herstellers

  • Aufbau und Erhalt pflegerischen Fachwissens
  • u. U. Nutzung der im Produkt erhältlichen Zertifikate als Fortbildungsnachweis

Entwicklungsstand: Marktreife

Mensch-Technik-Interaktion

Mitarbeiterin/Mitarbeiter - Technologie: Pflegende können mithilfe der App ortsunabhängig auf Wissensinhalte zugreifen. Dies kann in Arbeitsprozessen hilfreich sein, wenn zum Beispiel zu bestimmten Methoden, etc. Unklarheiten bestehen. Gleichzeitig entsteht dadurch das Risiko einer Entgrenzung der Arbeitszeit.
Soweit Lerninhalte durch das zur Verfügung stellen der Technologie vorausgesetzt/ überprüft werden oder eine Wissensweitergabe nur noch auf diesem Wege stattfindet, können Personen die nicht gut mit Software-Programmen lernen können, benachteiligt werden.

Pflegebedürftige Person - Technologie: Die Pflegebedürftigen kommen mit der Technologie nicht in Verbindung. Ggf. könnten sie mittelbar beeinflusst werden, wenn Pflegefachpersonen im Arbeitsprozess bestimmte Wissensinhalte via Smartphone oder Tablet direkt nachschauen.

Dritte Personen - Technologien: k. A.

Arbeitsgestaltung

Technologie-Arbeitsumgebung: Eine Beeinflussung der Arbeitsumgebung ist durch den Technologieeinsatz nicht zu erwarten.

Technologie-Arbeitsorganisation: Veränderungen der Arbeitsorganisation sind durch den Technologieeinsatz nicht zu erwarten.

Recht und Sicherheit

Gesetzliche Regelungen: Die SuperNurse-App entspricht laut Herstellerangaben den Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes und der DS-GVO. Die App und alle damit verbundenen Daten werden in Rechenzentren in Deutschland gesichert und verwaltet.

Richtlinien: k. A.

Ökonomische Bewertung

Effektivität, Effizienz: E-Learning Angebote können den Wissenserwerb in der Pflege ergänzen, die Aus-, Fort- und Weiterbildung in Präsenz jedoch nicht ersetzen.

Implementierungshinweise

Schulungsanforderungen: Eine Schritt-für-Schritt Anleitung sowie ein Online-Webinar informieren über die Nutzung der App.

Infrastruktur: Die App kann auf dem Smartphone oder Tablet genutzt werden. Hierfür ist eine Internetverbindung notwendig.

Erfahrungsberichte

aus Forschungsprojekten: s.u. Peters et al. (2018)

aus der betrieblichen Anwendung: k. A.

Informationsquellen

https://supernurse.de/app/#Inhalte [19.09.2022]

https://www.smart-aware.de/ [19.09.2022]

https://www.vielfalt-pflegen.info/ [19.09.2022]

Peters et al. (2018). Mobile Learning in der Pflegeausbildung. Entwicklungsstand und Herausforderungen am Beispiel des Projektes "Game Based Learning in Nursing". https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2F978-3-658-19123-8.pdf [19.09.2022]

Steuerung und Verwaltung

Eine Krankenschwester arbeitet im Büro. Im Hintergrund befinden sich diverse Aktenordner sowie ein Computer mit Tabellen.
© iStock | monkeybusinessimages

Die Kategorie umfasst Technologien, die die Steuerung und Verwaltung von Pflegearbeit unterstützen und fokussiert damit auf die Institution (z. B. Krankenhaus, Altenpflegeeinrichtung oder ambulanter Pflegedienst) sowie ihre Prozesse (z. B. Verwaltungs-, Abrechnungs- und Managementprozesse). Diese geben den konkreten Rahmen für die Ausübung der Pflegetätigkeit vor.

Anwendungsbeispiel "Digitale Pflegedokumentation" (PDF, 219 KB)

Anwendungsbeispiel "Digitale Pflegedokumentation mit Spracheingabe" (PDF, 192 KB)

Digital Companion

Hierbei handelt es sich um eine teilweise KI-basierte Webanwendung, die Pflegeeinrichtungen bei der digitalen Transformation unterstützt (z. B. bei der Entwicklung einer Digitalisierungsstrategie, Auswahl von Technologien, Identifikation und Durchführung von Schulungsinhalten).

Allgemeine Merkmale

Produkt: Webanwendung, die Pflegeeinrichtungen durch den digitalen Transformationsprozess begleitet

Zielgruppe: primär: Führungskräfte und Mitarbeitende in Pflegeeinrichtungen

Setting: ambulant, langzeitstationär

Einsatzfeld: Steuerung und Verwaltung

Anbieterin/Anbieter: Institut für Technologie und Arbeit (Kaiserslautern) mit Partnern im Rahmen eines Experimentierraumprojektes der Initiative Neue Qualität der Arbeit

Projektpartnerinnen und -partner: Ökumenische Sozialstation Ludwigshafen, Das Demografienetzwerk e.V.; Bayerisches Rotes Kreuz - Alten- und Pflegeheim Bad Neustadt, Caritasverband für die Diözese Speyer e.V., Seniorenheim am Saaleufer, Zentrum für Telemedizin Bad Kissingen, Zana, Ergosign, Institut für Technologie und Arbeit

Technologiebezogene Merkmale

Funktionsweise: DiCo ist eine Webanwendung, die Pflegeeinrichtungen durch den Prozess der digitalen Transformation begleitet. Dabei durchlaufen Anwender*innen vier Phasen: 1) Sensibilisierung und Orientierung, 2) Analyse und Planung, 3) Realisierung, 4) Auswertung. In jeder Phase stehen unterschiedliche Tools zur Verfügung, etwa Info-Materialen, die in der Einrichtung verteilt werden können, Wissensbausteine, spielerische Elemente oder Befragungen. Kernelement ist die Bedarfsanalyse, die sicherstellen soll, dass Technologien passgenau ausgewählt werden, in Verknüpfung mit der Technologiedatenbank.

Nutzenversprechen des Herstellers: partizipative Begleitung digitaler Transformationsprozesse in Pflegeeinrichtungen (Information, digitale Beratung)

Entwicklungsstand: Forschung und Entwicklung

Mensch-Technik-Interaktion

Mitarbeiterin/Mitarbeiter - Technologie: Die Anwendung des DiCo erfolgt nicht unmittelbar im Pflegeprozess, d. h. ohne Beteiligung bzw. Anwesenheit Pflegebedürftiger. Die Art und Weise der Mensch-Technik-Interaktion ist zum Beispiel mit jener der digitalen Dokumentation vergleichbar, d. h die Pflegenden bedienen das System an einem stationären oder tragbaren Rechner und navigieren mittels des digitalen Assistenten durch den Transformationsprozess. Dabei sind neben den Arbeitsschritten am Rechner vielfältige (Entwicklungs- und Umsetzungs-) Aktivitäten im Team notwendig, die sich aus der Anwendung ergeben (z. B. Informationsworkshops zum Thema Digitalisierung, Ideensammlung für in Frage kommende Technologien).

Pflegebedürftige Person - Technologie: Eine direkte Interaktion zwischen Pflegebedürftigen und DiCo ist nicht vorgesehen und nicht notwendig. Die Perspektive der pflegebedürftigen Personen wird jedoch über die Einschätzungen der Pflegenden "mittelbar" berücksichtigt und jene Technologien, die später entsprechend der Auswahl des DiCo erworben werden, tangieren letztlich – in unterschiedlichem Ausmaß – die Pflegebedürftigen (bspw. Sensortrittmatte für Menschen mit Hinlauftendenzen).

Dritte Personen - Technologien: Dritte Personen sind von der Anwendung des DiCo kaum betroffen. Lediglich die Technologien, die später entsprechend der Auswahl des DiCo erworben werden, treten unter Umständen mit Angehörigen in Interaktion (bspw. Videotelefonie für Bewohnerinnen und Bewohner).

Arbeitsgestaltung

Technologie-Arbeitsumgebung: Der DiCo selbst verändert die Arbeitsumgebung nicht. Etwaige Technologien, die durch eine Anwendung des DiCo vorgeschlagen und erworben werden, können jedoch Auswirkungen auf die Arbeitsumgebung haben.

Technologie-Arbeitsorganisation: Der DiCo unterstützt den Prozess der digitalen Transformation in Pflegeeinrichtungen und beansprucht je nach Ausgangslage einen gewissen zeitlichen Umfang in der Anwendung. Dieser zeitliche Aufwand muss in der Arbeitsorganisation der Einrichtung berücksichtigt werden. Auch später, d. h. im Zuge des Testens und des Einsatzes digitaler Technologien sind Änderungen bzgl. der Arbeitsorganisation zu erwarten.

Recht und Sicherheit

Gesetzliche Regelungen: DS-GVO: Die Angabe von Ansprechpersonen der Steuerungsgruppe (E-Mailadresse) erfolgt freiwillig. Weitere personenbezogene Daten werden nicht erhoben oder gespeichert.

Richtlinien: k. A.

Ökonomische Bewertung

Effektivität, Effizienz: Der DiCo nimmt einrichtungsspezifische Bedarfe auf und überführt sie in Technologievorschläge. Er kann so effiziente und effektive Technologieanschaffungen und -implementierungen unterstützen.

Implementierungshinweise

Schulungsanforderungen: Der DiCo wird intuitiv zu bedienen sein. Es sind jedoch Schulungsinhalte für ausgewählte Technologien geplant, die im DiCo vorgeschlagen werden und sich an die Führungskräfte bzw. Pflegenden richten.

Infrastruktur: Es müssen ein Rechner sowie eine Internetverbindung für die Webanwendung vorhanden sein.

Erfahrungsberichte

aus Forschungsprojekten: Die Vorarbeiten für das Projekt DiCo wurden mit dem Projekt PFL-EX gelegt, das ebenfalls als Experimentierraumprojekt über INQA gefördert wurde. In PFL-EX wurde der Prozess zur digitalen Transformation analog erprobt, der im DiCo digital implementiert wird.
DiCo wird in enger Abstimmung mit den beteiligten Praxispartnern als Minimal Viable Product entwickelt. Es zeigt sich, dass v.a. der Prozess der Bedarfserkennung sehr komplex ist.
DiCo selbst wird nach Ende der Förderung fortgeführt werden. Nach jetziger Planung wird die Web-Anwendung dabei kostenlose und kostenpflichtige Module umfassen.

aus der betrieblichen Anwendung: https://vimeo.com/747926520/567509a515

Informationsquellen

https://dico-pflege.de/ [19.09.2022]

DiCo wird im Rahmen von 4 Veranstaltungen ab November 2022 bis Sommer 2023 (3 online, 1 Präsenzveranstaltung in Berlin Juni 2023) der interessierten Fachöffentlichkeit vorgestellt.

Digitale Pflegedokumentation

Hierunter zählen Softwareprogramme, die über stationäre Computer, Smartphones oder Tablets die Dokumentation des Pflegeprozesses sowie der Leistungen abbilden. Oft kann über die Software zudem eine Steuerung der Prozesse erfolgen.

Allgemeine Merkmale

Produkt: Softwareprogramm

Zielgruppe: primär: Führungskräfte und Mitarbeitende in Pflegeeinrichtungen

Setting: ambulant, akutstationär, langzeitstationär

Einsatzfeld: Steuerung und Verwaltung

Anbieterin/Anbieter: zum Beispiel: apenio GmbH & Co. KG, arconos media e.K., Euregon AG, DAN Produkte GmbH, Medifox GmbH, Standard Systeme GmbH, Telekom Healthcare Solutions

Technologiebezogene Merkmale

Funktionsweise: Die Software ermöglicht eine Pflegedokumentation, die über ein mobiles Endgerät (z. B. Smartphone, Tablet) direkt bzw. vor Ort bei den pflegebedürftigen Personen einsehbar und nutzbar ist. Die Bearbeitung ist i. d. R. am PC und Tablet möglich.

Nutzenversprechen des Herstellers: Verringerung des zeitlichen Aufwandes für die Pflegedokumentation

Entwicklungsstand: Marktreife

Mensch-Technik-Interaktion

Mitarbeiterin/Mitarbeiter - Technologie: Digitale Dokumentationssysteme stellen eine erhebliche Änderung zu papierbasierten Systemen dar und erfordern i. d. R. eine Adaption bestehender Arbeitsläufe. Technikakzeptanz und eine positive, auf den Technologieeinsatz bezogene Selbstwirksamkeit spielen eine maßgebliche Rolle für die erfolgreiche Implementierung. In der Übergangsphase existieren teilweise beide Systeme, wodurch ein erheblicher Mehraufwand entstehen kann. Diese Phase gilt es deshalb möglichst kurz zu halten bzw. wenn möglich zu vermeiden.

Pflegebedürftige Person - Technologie: Pflegebedürftige Personen sind von einer digitalisierten Pflegedokumentation mittelbar betroffen, da sie i. d. R. nicht direkt auf die Dokumente zugreifen, jedoch maßgeblich von den Inhalten (den jeweiligen Leistungen) betroffen sind. Unmittelbar in der Pflegesituation bekommen sie zum Beispiel etwaige Signaltöne des Systems mit. Blicke der Pflegenden auf das Smartphone, Tablet, etc. können ggf. als Störung in der Interaktion wahrgenommen werden.

Dritte Personen - Technologien: Die digitale Pflegedokumentation ermöglicht einen Zugriff anderer Akteure aus dem Sorgenetz auf die Daten. Derzeit existieren hier häufig noch Schnittstellen-Probleme.
Teilweise ist der Einbezug von An- und Zugehörigen im Format von "Pflegeportalen" möglich.

Arbeitsgestaltung

Technologie-Arbeitsumgebung: Eine digitale Dokumentation bedingt die Bereitstellung digitaler Geräte (Tablets, Computer, Handys). Wichtig ist, dass diese Geräte in ruhigen Räumen stehen oder portabel sind, damit die Dokumentation in einer geschützten Situation stattfinden kann.

Technologie-Arbeitsorganisation: Digitale Pflegedokumentationen tangieren sämtliche Arbeitsschritte und -inhalte der Pflegearbeit. Dementsprechend wirkt sich die Technologie spürbar auf die Arbeitsorganisation aus und kann dabei positive als auch negative Auswirkungen auf die Organisation der Arbeitsschritte haben. Wenn Pflegende die Endgeräte mit auf die Tour oder nach Hause nehmen können, ergeben sich andere Arbeitsorte, ggf. auch eine Veränderung der Arbeitszeiten, wenn Dokumentationen bspw. erst zu Hause erledigt werden. Hier ist eine innerbetriebliche Vereinbarung zum Umgang mit diesen bzw. zur Dokumentation dieser Arbeitszeiten zu treffen.

Recht und Sicherheit

Gesetzliche Regelungen: Innerhalb der digitalen Pflegedokumentation werden vielfältige personenbezogene Daten sowie Gesundheitsdaten gesammelt. Zuverlässigen Datenschutzkonzepte sind deshalb eine Grundvoraussetzung für deren Anwendung.

Richtlinien: k. A.

Ökonomische Bewertung

Effektivität, Effizienz: Soweit nicht parallel noch eine papierbasierte Dokumentation erfolgt, lassen sich durch eine digitalisierte Pflegeplanung Effizienzsteigerungen erzielen.

Implementierungshinweise

Schulungsanforderungen: Häufig bieten die jeweiligen Herstellerinnen und Hersteller Schulungsprogramme zum Umgang mit der Software an (online oder vor Ort), zum Teil auch eine Begleitung der gesamten Implementierungsphase.
Schulungen können auch durch Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sowie im Train-the-Trainer-Format erfolgen.

Infrastruktur:

  • Hardware (Handys, Computer, Laptops)
  • Internetzugang (auch in den Häuslichkeiten, unterwegs), teilweise können Daten auch später aus dem Offline-Modus abgerufen werden

Erfahrungsberichte

aus Forschungsprojekten: Forschungsbericht: Einfach:ambulant - Digitale Lösungen für die ambulante Pflege (2019).
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-361653 [19.09.2022]

aus der betrieblichen Anwendung: vgl. Anwendungsbeispiel

Informationsquellen

Becker, W. (2020). Prozess der Pflegedokumentation und Auswirkungen der Digitalisierung. In: In: Kubek, V.; Velten, S.; Eierdanz, F.; Blaudszun-Lahm, A. Digitalisierung in der Pflege. Springer: Berlin.

Beckmann, L. (2018). Digitale Pflegedokumentation auf dem Prüfstand. Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, Bestellnummer: BGW 09-14-110.

Fuchs-Frohnhofen, P., Bogert, B., Palm, G., & Kerger, K. (2017). Anwendungschancen moderner IT-und AAL-Technik für stationäre Pflegeeinrichtungen. Forschungsbericht des ArWiso eV, Würselen und der St. Gereon Seniorendienste, Hückelhoven.

Mischak, R. & Ranegger (2017). Automatisierte Erfassung von Vitalparametern im Zusammenhang mit elektronischen Fieberkurven zur Effizienzsteigerung von Pflege- und Behandlungsprozessen. In: Pfannstiel, M.; Krammer, S. & Swoboda, W. Digitale Transformation von Dienstleistungen im Gesundheitswesen III. S.87-100. Springer: Wiesbaden.

Professionelle Zusammenarbeit

Ein gemischtes Team aus Ärzten, Pflegern und Verwaltung sind mit dem Ergebnis ihres Meetings zufrieden.
© iStock | Rawpixel

Diese Kategorie umfasst Technologien, die speziell die Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitenden (Pflegefachpersonen, aber auch anderen Berufsgruppen wie z. B. Ärztinnen und Ärzten) regeln oder unterstützen. Diese kann innerhalb einer Institution oder über die Institutions- und Sektorengrenzen hinaus stattfinden.

Anwendungsbeispiel "Televisite" (PDF, 230 KB)

Anwendungsbeispiel "Televisite portable" (PDF, 227 KB)

Televisite

Televisite ermöglicht via Videoverbindung eine direkte Kommunikation zwischen Pflegenden und Patientinnen bzw. Patienten sowie der behandelnden Ärztin bzw. dem Arzt, ohne dass alle Beteiligten an einem Ort sind. Die Pflegenden können auf diesem Wege eventuelle Fragen direkt klären und pflegerische Maßnahmen abstimmen.

Allgemeine Merkmale

Produkt: Videotelefonie-System

Zielgruppe: primär: Pflegefachpersonen in der stationären (Alten-) Pflege, im ambulanten Bereich auch nicht-ärztliche Praxisassistentinnen und -assistenten, Versorgungsassistentinnen und -assistenten, Versorgungsassistentinnen und -assistenten in der Hausarztpraxis, ambulante Pflegedienste, ambulante Palliativversorgung; Haus- und Fachärztinnen bzw. -ärzte
sekundär: Patientinnen und Patienten

Setting: ambulant, langzeitstationär

Einsatzfeld: professionelle Zusammenarbeit

Anbieterin/Anbieter: zum Beispiel: Docs in Clouds Telecare GmbH (TeleDoc-Mobile inkl. TeleDoc-Software)

Technologiebezogene Merkmale

Funktionsweise: Ein beweglicher Rollständer bietet eine ergonomische Arbeitsstation mit integrierter Webcam, eine durch Teleärztinnen bzw. -ärzte aus der Ferne steuerbare Kamera, ein Display auf der Seite der Patientin bzw. des Patienten und einen Monitor mit verschiedenen Modulen, zum Beispiel für die Messung von Blutdruck, Sauerstoffsättigung, Temperatur, Atem- und Herzfrequenz sowie ein digitales Stethoskop.
In der ambulanten Variante wird eine Tasche bereitgestellt, die ein Notebook mit integrierter Webcam, eine zusätzliche, durch Ärztin bzw. den Arzt aus der Ferne steuerbare Kamera, ein Pocket-EKG, ein digitales Stethoskop und weitere Medizingeräte enthält.

Beide hier beispielhaft vorgestellten Systeme (stationär und ambulant) werden für Telekonsultationen eingesetzt, d. h. für virtuelle Arztvisiten, die auch Point-Of-Care-Gerätediagnostik vor Ort einbeziehen. Dabei werden erhobene Messdaten in Echtzeit an Teleärztinnen bzw. -ärzte übertragen und für die Beratung zu eventuellen pflegerischen Maßnahmen genutzt.

Nutzenversprechen des Herstellers: Aufwandsverringerung und Zeitersparnisse, da der üblicherweise notwendige Weg zur Ärztin bzw. zum Arzt entfällt

Mensch-Technik-Interaktion

Mitarbeiterin/Mitarbeiter - Technologie: Pflegende werden bei medizinischen Fragestellungen durch virtuell hinzugezogene Haus- und Fachärztinnen und -ärzte unterstützt und in die Messung von Vitalwerten, die Besprechung der Diagnosen etc. eingebunden. Dabei bilden die Pflegenden das Bindeglied zwischen Ärztin bzw. Arzt und pflegebedürftiger Person.

Pflegebedürftige Person - Technologie: Pflegebedürftige können mithilfe der Technologie Arztbesuche realisieren ohne dafür die Einrichtung oder Wohnung zu verlassen. Da die Pflegenden in der Regel die Technologie bedienen, wird ihnen ggf. vertrauliches Wissen über den Gesundheitszustand bekannt.

Dritte Personen - Technologien: Die Nutzung des Systems durch dritte Personen, z. B. An- und Zugehörige, steht nicht im Vordergrund. Vielmehr richtet sich die Technologie in erster Linie an die pflegebedürftige Person, Pflegende sowie Ärztinnen und Ärzte.

Arbeitsgestaltung

Technologie-Arbeitsumgebung: Telepflege kann anhand stationärer oder mobiler technischer Ausstattung erfolgen. Für die Pflegenden und die Ärztin/den Arzt sind i. d. R. ein Rechner mit aktuellem Betriebssystem, eine Webcam, Lautsprecher und Mikrofon erforderlich. Das System kann mithilfe entsprechender Schnittstellen in die Pflege- oder Praxissoftware integriert werden.

Technologie-Arbeitsorganisation: Durch Schnittstellen zur jeweiligen Pflege- und Praxis-Software können die Konsultationsergebnisse und eventuelle Maßnahmen automatisch in das Pflege-Dokumentationssystem übernommen werden. Zudem hat Telepflege das Potenzial, Wartezeiten und Verzögerungen, die mit dem externen Arztbesuch verbunden sind, zu reduzieren. Beides kann die Arbeitsorganisation erleichtern. Zugleich müssen die Vorbereitung des Systems und die direkte Beteiligung an der Sprechstunde als neue Aufgabenbestandteile für Pflegende in der Arbeitsorganisation berücksichtigt werden.

Recht und Sicherheit

Gesetzliche Regelungen: Das hier beispielhaft vorgestellte TeleDoc-System erfüllt die relevanten Anforderungen des Datenschutzes, ist als “Videosprechstunde” zugelassen und bei der kassenärztlichen Bundesvereinigung gelistet.

Richtlinien: Es handelt sich um ein medizinisch-elektrisches System, d. h. um eine Kombination einzelner Geräte im Sinne der “Medical Device Regulation” (MDR). Einschlägige Normen wie die IEC 60601-1 werden erfüllt.

Ökonomische Bewertung

Effektivität, Effizienz: Laut einer Studie von Czaplik und Follmann (2020) lassen sich lange Wartezeiten bzw. unnötige Wegzeiten durch den Einsatz des Telepflegesystems vermeiden. Evaluationsergebnissen zufolge können sich Teleärztinnen und -ärzte ein gutes Bild von Patientinnen und Patienten machen und rechtssicher ärztliche Maßnahmen an die Pflegenden (zum Beispiel in der Palliativversorgung) delegieren. Die Durchführung von Telekonsultationen zwischen Pflegenden und Ärztinnen bzw. Ärzten können zur effektiven Versorgungsqualität einen Beitrag leisten.

Implementierungshinweise

Schulungsanforderungen: Eine praktische Einweisung ist nötig und kann durch Selbstschulungen ergänzt werden (z. B. mit Hilfe von e-Learning-Angeboten). Die frühzeitige kollegiale Einbindung von an der Versorgung beteiligten Ärztinnen und Ärzten ist für eine erfolgreiche Etablierung essentiell. Für die Initialphase sollten besonders interessierte und technikaffine Nutzerinnen und Nutzer (friendly user) ausgewählt werden.

Infrastruktur:

  • ausreichende Netzabdeckung (Funknetz, W-Lan)
  • Hard- und Software

Erfahrungsberichte

aus Forschungsprojekten:

Für den Einsatz im Bereich der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung siehe Czaplik, M., & Follmann, A. (2020) 

AIDA: https://projekt-aida.org/ bzw. https://egesundheit.nrw.de/projekt/aida/

OPTIMAL@NRW: https://www.kvno.de/ueber-uns/versorgungsprojekte/optimalnrw, https://innovationsfonds.g-ba.de/projekte/neue-versorgungsformen/optimalatnrw-optimierte-akutversorgung-geriatrischer-patienten-durch-ein-intersektorales-telemedizinisches-koopertionsnetzwerk-rund-um-die-uhr.364 bzw. https://www.ukaachen.de/kliniken-institute/innovationszentrum-digitale-medizin/projektuebersicht/optimalnrw/ [19.09.2022]

aus der betrieblichen Anwendung:

https://www.heinrichs-gruppe.de/teilnahme-an-optimalnrw-studie-der-rwth-aachen

https://www.stawag.de/service/oecher-digital/#telemedizin-projekt-aachen-entlastung-zukunft

verschiedene Podcast-Folgen: https://anchor.fm/docs-in-clouds

Informationsquellen

https://docsinclouds.com/telecare/teledoc-mobile/ [19.09.2022]

Czaplik, M., & Follmann, A. (2020). Evaluation eines telemedizinischen Systems in der spezialisierten ambulanten Palliativ-Versorgung (SAPV) [308]. Zeitschrift für Palliativmedizin, 21(05), 117.

Follmann A. et al. (2021). Reducing Loneliness in Stationary Geriatric Care with Robots and Virtual Encounters-A Contribution to the COVID-19 Pandemic. Int J Environ Res Public Health; 18(9):4846.

Fuchs-Frohnhofen, P. et al. (2020). Anwendungschancen innovativer Technologien für Pflegeeinrichtungen. Verlag der MA&T Sell & Partner GmbH, Würselen.

Geier, J. et al. (2019). Wie Pflegekräfte im ambulanten Bereich den Einsatz von Telepräsenzsystemen einschätzen. Pflege, 33 (1), 43–51.

Ohligs M. et al. (2020). Employment of Telemedicine in Nursing Homes: Clinical Requirement Analysis, System Development and First Test Results. Clin Interv Aging. 2020;15:1427-1437.

Souza-Junior, V. D. et al. (2016). Application of telenursing in nursing practice: an integrative literature review. Applied Nursing Research, 29: 254-260.

Publikationen

Kurz- und mittelfristiger Technologie­einsatz in der Pflege

baua: Bericht kompakt 2022

Digitale Technologien werden die Arbeit in der professionellen Pflege zunehmend prägen und Einfluss auf die arbeitsbedingte Belastung und Beanspruchungsfolgen Pflegender nehmen. Im Rahmen eines von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin an die Universität Osnabrück vergebenen …

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